Rechtzeitig den Anker werfen

Der Trierische Volksfreund berichtet über die vom Tüv Rheinland vorgelegten Zahlen der Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln. Begleitet wird der Artikel vom dramatischen Kommentar der Berichterstatterin, wonach das offenkundig in weiten Schichten der Bevölkerung vorhandene Sparen an der Fahrzeugwartung zum jederzeitigen Platzen der Bremsschläuche führen könne.

Keine Frage, es geht "um Leben und Tod". Donnerwetter. Vor dem geistigen Auge des Lesers erscheinen die Straßen voller altersschwacher italienischer Kisten und durchgerosteter französischer Kleinwagen, bei denen in einer Gefahrensituation nur noch das Werfen eines Ankers hilft. Kein Zweifel, die auf das Zehntel genau vorgelegte Statistik entspricht dem, was die Bediensteten der technischen Überwachungsorganisationen nach den jeweiligen Vorgaben auf den Erfassungsbögen notieren. Aber geben die Zahlen des Tüv die Wirklichkeit auf Deutschlands Straßen wieder? Ist tatsächlich jedes fünfte Fahrzeug eine Gefahr für Leib und Leben der anderen Verkehrsteilnehmer? Oder geht es in Wirklichkeit um etwas anderes: Nämlich darum, durch das lautstarke Vortragen offenkundig unhaltbarer Zustände den Weg zu ebnen, Fahrzeuge ab einem gewissen Alter nicht wie bisher im Zweijahresrhythmus, sondern jährlich zur Hauptuntersuchung bringen zu müssen. Folgt man den Zahlen des Tüv, müsste sich die enorme Anzahl unsicherer Fahrzeuge eigentlich in den Unfallzahlen wiederfinden. Ein Blick in die Unfallstatistik der Polizei ( www.polizei.rlp.de) zeigt aber etwas völlig anderes: Danach sind technische oder Wartungsmängel keineswegs Hauptunfallursache. Dort werden vielmehr zu hohe Geschwindigkeit, Alkohol und Drogen, mangelnder Abstand und somit das Fehlverhalten des Fahrers im Fahrbetrieb als Unfallursachen genannt. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Selbstverständlich ist es richtig, dass Fahrzeuge regelmäßig zur Hauptuntersuchung müssen. Die Aufrechterhaltung eines hohen Sicherheitsniveaus auf den Straßen liegt im Interesse aller. Hier aber scheint es nicht vordergründig um die Sorge um die Sicherheit, sondern eher um wirtschaftliche Aspekte zu gehen. Reimund Philippi, Trier

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