Ihre Meinung Die Figur ist aus einer anderen Zeit

Kirche

Zu „Das ist ein unmögliches Bild“, Trierischer Volksfreund vom 11. November:

Bei der abgebildeten Figur handelt es sich um eine Darstellung unseres Ordensgründers Don Bosco. Ich denke, von diesem darf man sagen, dass er kein profilloser Priester ohne Ecken und Kanten‘ war. Wenn er in Soutane dargestellt ist, dann ist dies die normale Kleidung, die ein Priester im 19. Jahrhundert in Italien trug. Die Deutung der Figurengruppe fällt dann leicht.

Don Bosco hat in Turin den Anstoß gegeben für ein weltweites Sozialwerk für Jugendliche. Er schuf Lehrwerkstatten und Schulen, um ihre schulische und berufliche Bildung zu fordern. Auch in Afrika entstanden in späteren Jahrzehnten viele Berufsbildungszentren, um auch hier junge Menschen durch eine solide Berufsausbildung den Weg aus der Armut zu ermöglichen.

Es gibt viele Bilder und Plastiken von Don Bosco, und die meisten zeigen ihn umgeben von Kindern oder Jugendlichen. Dies ist bei seinem Engagement für diese Altersgruppe auch naheliegend. Mit Blick auf die Missbrauchsfalle in Einrichtungen der katholischen Kirche ist die Thematik, Distanz und Nähe zweifelsohne zwiespältig dargestellt.

Der sitzende Junge aus Afrika kann den Kopf gar nicht bewegen. Warum stellt es dann einen sogenannten ‚Nickneger’ dar? Ich möchte vermuten, dass dieses Spendengefäß etwa 60 Jahre alt ist. Vom Kolonialismus sprechen wir geschichtlich eher von der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Auch ich würde diese Figur in unserem Jugendzentrum nicht mehr aufstellen. Sie ist aus einer anderen Zeit. Wir haben bei uns einen Ball als Spendendose. Immer wieder werfen die Besucher/innen unserer Einrichtung die Münzen, die sie für das Flaschenpfand erhalten, in den Ball. Sie wissen, dass dies Geld für ein Don-Bosco-Projekt in Afrika bestimmt ist. Jeweils zu Weihnachten überweise ich den Inhalt und hänge den Dankesbrief später aus. Hat die Spendendose, die sie abgebildet haben, nicht den gleichen Zweck erfüllt?

Der TV unterstützt die Projekte von Bruder Lothar in großartiger Weise. Er gehört zu dem Orden, den Don Bosco gegründet hat. Er stammt aus Aach, und sein Engagement in verschiedenen Ländern Afrikas findet viel Anerkennung. Die jeweiligen Spendenaufrufe werden natürlich auch entsprechend bebildert. Sie zeigen ihn stets umgeben von jungen Menschen, die in seinen Projekten konkrete Hilfe erfahren.

Warum ist die heutige Darstellung eine zeitgemäße Form der Spendenwerbung und das alte Spendengefäß ein direkter Hinweis auf Klerikalismus, Kolonialismus und Machtmissbrauch? Auch ich halte die Aufarbeitung der im Artikel aufgeführten Themen für sehr bedeutsam, finde aber die Auswahl des Bildes nicht ganz gelungen.

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