Religion

Zur Berichterstattung über die Heilig-Rock-Wallfahrt und zum Leserbrief "Schwer verdauliche Propaganda ..." (TV vom 19. April)

Diese Wallfahrt floppt! Das war vorauszusehen nach den ganzen Skandalen der katholischen Kirche! Die veröffentlichten Pilgerzahlen wage ich zu bezweifeln! Zumal da auch die Zwangspilger, sprich: Schulklassen und Kindergärten, sehr ins Gewicht fallen! Des Weiteren: katholische Einrichtungen und Organisationen, Messdiener und Frauengemeinschaften! Fazit: Die eigene FIRMA schickt ihre Leute! Die zumeist älteren pilgernden Bürger freuen sich, aus ihrem Alltagstrott zu kommen. Das ganze Drumherum im Vorfeld hat unsere Trierer Kunden, Gäste und Besucher erschreckt und abgeschreckt. Wir haben seit dem 13. April täglich ein Viertel weniger Gäste und sind entsetzt über Pilger, die sich dann per Zufall zu uns verirren: sehr unfreundlich, sehr rabiat und sehr ungeduldig! Aber dann: die Hände zum Himmel und munter, fromm singend wallfahren! (Es sind ganz sicher auch Pilger unterwegs, die nicht zu dieser Kategorie gehören, nur haben wir die bisher leider nicht erlebt). Was für eine Scheinheiligkeit! Wir, die Anwohner, haben nicht nur unter den widrigsten Umständen diese vier Wochen zu überstehen, nein, wir müssen uns auch noch zum Teil äußerst missgelaunte Pilger und ihr respektloses Verhalten gefallen lassen. Anna Mascitti, Trier Auch ich war mit meiner Klasse 7a der Blandine-Merten-Realschule aus Trier am 20. April im Palastgarten. Wir fanden es alle sehr schön. Unsere komplette Schule traf sich morgens zu einem Wortgottesdienst in Heiligkreuz. Gemeinsam gingen wir zum Palastgarten, wo schon viele Schüler von anderen katholi- schen Schulen waren. Eine Schülerband hat für sehr gute musikalische Stimmung gesorgt. Bestimmt haben sie viel für den Auftritt geübt. Als wir am Ende noch einmal zusammen unseren im Unterricht einstudierten Tanz "Glow" rocken durften, waren alle dabei, und dann hat der Bischof auch noch mitgetanzt. Ich war überrascht, das hätte ich nicht gedacht. Einen tanzenden Bischof sieht man ja nicht jeden Tag. Die Stimmung war klasse. Vielen Jugendlichen hat man angesehen und auch angemerkt, dass das gemeinsame Pilgern die Gruppen zusammengeschweißt hat. Viele sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, um nach Trier zu kommen, das kann man nur in einer Gemeinschaft schaffen. Ich war schon ein paar Tage zuvor im Dom und habe mir gemeinsam mit meiner Klasse und unserer Klassenlehrerin den Heiligen Rock angesehen. Mich hat es beeindruckt, denn ich habe ihn mir anders vorgestellt. Ich dachte, dass er viel mehr nach altem Stoff aussieht, überrascht war ich von den verschiedenen Stofflagen und dass davon so viel erhalten ist. Ich möchte mich bei meiner Musiklehrerin, Frau Agnes Kraemer, bedanken, sie hat den Tanz-Flashmob organisiert, alle zum Mitmachen animiert und gute Stimmung verbreitet. Wir haben es auch ihr zu verdanken, dass der Bischof "gerockt" hat. Zoe Grandjean, Klasse 7a, Blandine-Merten-Realschule Trier Ich schlage immer wieder gerne die Leserbrief-Seite des TV auf, vor allem, weil ich dort auch manchen Beitrag für die Witzseite finde. Am 16. April aber hatte ich Grund zur Ehrfurcht. Was dort vom bekennenden Nihilisten Hermann Caspary als seine Sicht des Getümmels um den Heiligen Rock mitgeteilt wurde, hätte gut auf die Sportseite in die Rubrik "Extremsport" gepasst. Denn einen solchen Mumpitz unter dem eigenen Namen zu veröffentlichen, das ist wirklich mutig. Respekt, Respekt! Georg Singer, Burgen Herr Caspary! Sie als rational denkender, nicht "debiler" Mensch, wie Sie meinen, nehmen sich die Freiheit heraus, Ihre Meinung großmäulig kundzutun. Sie sind ein ziemlich radikaler Atheist, wie mir scheint, aber Freiheit hört da auf, wo ich die Freiheit anderer Menschen - in welcher Weise auch immer - beschädige. Lassen Sie anderen Menschen bitte auch Ihre Weltanschauung. Sind alle Menschen, die an den ach so "imaginären" Gott glauben, etwa debil? Oder wie meinen Sie das? Es wird ja nicht der "Rock" verehrt, sondern der Heilige Rock erinnert uns an Christus, und den verehren wir und empfinden ihn nicht als "imaginären" Gott. Wir sind Christen, wie der Name schon sagt, falls Sie folgen können. Wenn der TV über große christliche Ereignisse in der ältesten Bischofsstadt Deutschlands Trier nicht berichten würde, wäre das keine unabhängige Pressearbeit. Das verstehe ich unter unabhängiger Pressearbeit, über Ereignisse am Erscheinungsort der Zeitung zu berichten, ob es Ihnen passt oder nicht. Marie-Luise Wasmer, Mehring Dieser Leserbrief veranschaulicht eines der größten Probleme im menschlichen Zusammenleben, nämlich: Mangel an Toleranz! Herr Caspary fühlt sich geistig deprivatisiert, weil etwa alle 16 Jahre ein paar Wochen lang im TV über die Verehrung und Ausstellung des Heiligen Rocks berichtet wird ("gehört in den Paulinus"), unglaublich! Was sollten dann erst die Leser des TV, die sich beispielsweise nicht für Fußball interessieren, sagen? Sie werden fast täglich, das ganze Jahr über, damit konfrontiert. Sollte der TV das Thema Fußball, wo alles ja so glaubwürdig ist, deshalb der Sportzeitung "Kicker" überlassen? Zitat: Dort erwartet man nichts anderes, dort macht es die Leser glücklich, dort ist man unter sich. Lieber Herr Caspary, der TV ist eine Tageszeitung für alle und berichtet dementsprechend für alle. Wenn mich ein Bericht im TV nicht interessiert, blättere ich um und lese mit Freude einen anderen. So wie es aussieht, sollten die Menschen im Dom bei ihrem Zusammentreffen noch viel mehr um Toleranz und damit für den Frieden beten. Astrid Geiter, Konz Als "rational Denkender, nicht völlig Debiler" und "zum Nihilismus neigender" Mensch fühlt sich Herr Hermann Caspary "ernsthaft betroffen, findet es schwer verdaulich und bezeichnet es als "geistige Deprivatisierung", weil der TV täglich über die Heilig-Rock-Wallfahrt berichtet. Nein, so was! Welch eine Zumutung! Offensichtlich erwartet er nur Themen, die ihn interessieren! Und offensichtlich sind die Menschen, die sich täglich über die Berichterstattung freuen, "völlig debil" (ich persönlich werde schon mal einen Antrag auf Pflegestufe stellen). Starke Worte von Herrn Caspary, ich empfehle ihm, der sich mit vielen Fremdwörtern schmückt, mal im Lexikon unter "Toleranz" nachzuschauen. Ihnen, lieber TV, herzlichen Dank für die tägliche Berichterstattung! Gisela Neyses, Meckel Die angeborene Aversion der Chefreporterin Katharina Hammermann gegenüber Saarländern wurde durch ein traumatisches Erlebnis auf dem Trierer Weihnachtsmarkt anno 2004 verstärkt. Dort hat sie, wie sie in ihrer Kolumne "Das rockt" schreibt (TV vom 24. April), Mineralsteine verkauft und konnte nicht verstehen, dass auf dieser Welt eine Frau existiert, die noch keine Mineralien verkauft hat und somit kein Experte für diesen esoterischen Plunder ist. Diese dumme Person kam vom Stamme der Saarländer - sogar als saarländische Hausfrau erkannt - und muss fortan für alle dummen und ungebildeten Begebenheiten, die der Chefreporterin widerfahren, herhalten. Das ist nicht witzig, das ist nicht geistreich, das zeugt nicht von Humor, das ist billige Polemik. Der Aufforderung der Frau Hammermann bin ich nachgekommen und habe mir den von ihr zitierten Satz auf Saarländisch vorgestellt. Ich habe das überlebt. Selbst der Satz auf Bayrisch, Sächsisch, Schwäbisch oder Trierisch konnte mir nichts anhaben. Auch sollte sich die Chefreporterin nicht durch den Neid auf die sexuellen Aktivitäten der saarländischen Hausfrauen zu voreiligen Wetten hinreißen lassen. Bleibt die Hoffnung, dass es auch zukünftig bei diesem einmaligen Schock aus dem Jahre 2004 bleibt und keine weiteren Menschen dieser befremdlichen Spezies Saarländer die Wege der Frau Chefreporterin kreuzen und somit eventuell ihr Weltbild ins Wanken bringen. Dr. Alfred Spath, Obergeckler Lassen Sie bitte nicht zu, dass die Tunika von Gotteslästerern (Michael Schmidt-Salomon & Co.) instrumentalisiert wird für Ihre Gott verachtenden Äußerungen. Gottes Existenz ist in der Natur x-fach bewiesen. Nur Menschen mit fehlenden Antennen behaupten das Gegenteil! Dieser Sorte von Menschen steht es frei, sich von Gott zu distanzieren. Sie haben ja einen freien Willen! Sie sollen aber, bitte schön, Andersdenkende nicht für dumm verkaufen und sie dann auch noch provozieren. Die Tunika ist ja nur ein Symbol, sonst nichts. Wer weiß schon genau, woher sie kommt und wem sie gehörte. Die Provokation mit der Unterhose vom Karl Marx ist schlicht Kindergartenniveau. Dümmlicher geht es wirklich nicht. Warum müssen sich religiös denkende Menschen in Trier das gefallen lassen? Dipl.-Ing. (FH) Christoph Ro ther, Trier Was, wenn es ein Etikettenschwindel war und ist? Bei allen unklaren Sachverhalten mit modernsten Methoden untersucht, analysiert, getestet - und erst dann gehandelt. Im Zweifel lässt man es liegen und hält sich zurück, um sich nicht zu blamieren. Beim sogenannten "Heiligen Rock" macht man ein riesiges Brimborium, ohne sicher zu sein, dass er echt ist. Wie kann so etwas angehen in einer - angeblich - aufgeklärten Gesellschaft? Hier gilt die Fälschungsvermutung - in Anlehnung an die Unschuldsvermutung der Justiz. Die Echtheit müsste zuerst nachgewiesen werden. Oder untersucht man erst gar nicht und verehrt auf Verdacht? Bei einem Etikettenschwindel wären alle früheren Wallfahrten entlarvt und die Blamage total. Und nicht nur das. Hinter jeder Fälschung steckt eine Absicht. Was wollten die möglichen Fälscher erreichen? Ludwig Eugen, Reinsfeld Rührend, was Informationen und Erlebtes durch kindliche Naivität produzieren können ("Mützen vor dem Schrein", TV vom 26. April). Fast schon allegorisch die Aussagen von Fabian und Fabienne. Fabian: "Es war wirklich toll. Aber der Rock sah ganz schön braun und faul aus." Fabienne: "Der Heilige Rock ist so ein T-Shirt, und der Gott hat da drin gesteckt." Sechsjährige interpretieren, was sie in einer Verknüpfung von Information und dem Erlebten beschäftigt. Der Rest obliegt der Zukunft und einem Entwicklungsprozess im Alter. Wie sich gegenwärtig solche Prozesse in Wirklichkeit real vollziehen, zeigte eine Sendung "Anne Will" am 4. April, die unter dem Motto stand: "Alle auf Sinnsuche: Hat die Kirche noch Antworten?" Unter anderem befragte man in einer Berliner Fußgängerzone Erwachsene aller Alterskategorien. Die Umfrage stand unter dem Motto: "Was verbinden Sie mit Ostern?" Die erste Befragte: "Osterhase und schönes Wetter." Bei der zweiten Befragten, einer attraktiven Frau mittleren Alters, wurde zunächst die Frage gestellt: "Gehen Sie in die Kirche?" "Ja, jede Woche!" "Dann wissen Sie sicherlich auch, was Sie Ostern feiern?" Antwort: "Da muss ich ganz kurz überlegen - die Geburt Jesu." Beim Rest der Befragten dominierte solch eine Unwissenheit und Überforderung, dass allgemein die Sprachlosigkeit dominierte! Ebenso bei den Deutungsversuchen von Karwoche und Karfreitag. Ausgerechnet ein Muslim konnte die richtige Auskunft geben, weil dieser sich offenbar vom Tenor her mit den Religionen auseinandergesetzt hat. (Die Sendung beziehungsweise Befragung ist über youtube abrufbar.) Wenn die kleine Fabienne nur wenige Jahre älter wird, werden sich die Fragen unter anderen Prämissen stellen, so auch, ob nun im Rock ein Gott oder doch nur ein Mensch steckte. Sie wird früher oder später allein für sich entscheiden, was ihr heilig oder weniger heilig ist. Als Hilfestellung aus menschlicher Erfahrung müsste man aufgrund solch eines kommerziellen Rummels wie jetzt in Trier der Fabienne ebenso erklären, dass es immer schlecht ist, wenn man einen bestimmten Glauben zur Wahrheit machen will, denn Wahrheit ist uneigennützig und der Glauben ist es nicht. Deshalb Schiller: "Welche Religion ich bekenne? Keine von allen, die du mir nennst!" "Und warum keine? Aus Religion." Wolfram Bauer, Rehlingen

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