Religion

Zum Artikel "Ohne Steuer keine Zugehörigkeit zur Kirche" (TV vom 27. September) diese Zuschriften:

Liege ich falsch mit meiner Meinung, dass die Taufe den Menschen zum Christen macht und nicht die Zugehörigkeit zur "Institution Kirche"? Der Staat erhebt Steuern, um den Belangen seiner Bevölkerung gerecht werden zu können. Die Kirche erhebt ebenso Steuern. Ist die Kirche ein Staat im Staate? Sie braucht sich noch nicht einmal um den Einzug der Steuern zu kümmern. 4,9 Milliarden Euro im Jahr 2011 sind eine ganz schöne Menge Geld. Wie hoch sind davon die Kosten für Verwaltung und Gehälter? Die Kirche ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Trifft das nur für Deutschland zu oder ist das weltweit so? Das kann ich mir kaum vorstellen. Wäre der Kirchenrechtler Hartmut Zapp Bürger eines anderen Landes, könnte er wahrscheinlich seinen Kirchenaustritt erklären und gleichzeitig in der Glaubensgemeinschaft bleiben, was ja auch eine logische Folge seiner Taufe ist, die ihm niemand nehmen kann. Die Androhung der Konsequenzen beim Austritt haben auch nichts mit christlicher Nächstenliebe zu tun. Was würde Gott dazu sagen? Ein Bericht in der ARD-Tagesschau konnte den Eindruck erwecken, dass Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, bedauert, dass man die Gnade der Taufe nicht rückgängig machen kann. Der Verdacht schleicht sich bei mir ein, dass es bei den Querelen in der katholischen Kirche - gemeinsame Eucharistie mit Christen anderer Religionsgemeinschaften, Annäherung in der Ökumene und so weiter - letztendlich nicht um den Christenglauben geht, sondern um Macht und Kirchensteuer-Einnahmen. Was mich bisher davon abgehalten hat, aus der "Institution katholische Kirche" auszutreten, ist allein die Tatsache, dass die Kirche auch soziale Aufgaben erfüllt, die finanziert werden müssen. Doch bei einem eventuellen Kirchenaustritt würde ich nicht zwangsläufig auch meinen Glauben an Gott ablegen. Wer könnte mir die Teilnahme an der Eucharistie verwehren? Derjenige müsste erst noch geboren werden! Marianne Lutz, Wasserliesch Welche Haltung und Handlungsweise - nicht das Fürwahrhalten von Lehrsätzen - "Glaube" auch immer meint: Er ist Sache des Einzelnen und keiner Institution. Dass die katholische Kirche sich Deutungshoheit anmaßt, Exklusivität beansprucht, über Heil und Unheil verfügen zu können glaubt und sich dies durch den Einzug von Steuern durch den Staat noch bezahlen lässt, ist der eine, ungläubiges Kopfschütteln hervorrufende Skandal. Besorgniserregender ist indes, dass es im dritten Jahrtausend offenbar immer noch zahlreiche Menschen gibt, die sich dadurch beeindrucken und ängstigen lassen und damit der Kirche diese Macht überhaupt erst zugestehen. Die Gemeinschaft der Glaubenden, um die es auch heute noch wesentlich geht, ist anderes als die Körperschaft öffentlichen Rechts, deren kompromisslose Käuflichkeit nun auch richterlich bestätigt wurde. Benedikt Maria Trappen, Pärnu/Estland Mit einiger Verwunderung habe ich erfahren, dass der Vatikan offenkundig an Geldmangel leidet. Wo sind die Zeiten, frage ich mich, in denen die Päpste hinsichtlich der Finanzen noch Fantasie entwickeln konnten? Ich erinnere daran, dass etwa die Bischofswürde lange Zeit nur gegen Bargeld oder Gold verliehen wurde, hin und wieder auch "im Tausch" gegen ganze Besitztümer. Oder dass das Geld im Kasten klingeln musste, um die Sünder von ihren Verfehlungen zu befreien. Ach, ihr armen Kirchenoberen, wie einfallslos seid ihr geworden! Notfalls schlüpft doch einfach unter Merkels Rettungsschirm! Ansonsten müsst ihr, evangelische und katholische Kirche, eben den Verlust eurer Gläubigen in Kauf nehmen. Vorbei sind ja doch die Zeiten, in denen jemand sagte: "Umsonst habt ihr\'s empfangen, umsonst sollt ihr es weitergeben." Ich gestehe ein, dass damit das Evangelium gemeint war, als von der Heiligenanrufung und der Ökumene noch keine Rede war. Trotzdem: Wenn ihr, evangelische und katholische Kirche, meinem Rat folgt, dann wird kein Richter etwas dagegen sagen, weil ihr ja K.d.ö.R. (Körperschaft des öffentlichen Rechts) seid. Eine Belohnung für meinen guten Rat beanspruche ich nicht. Den habe ich hiermit ganz umsonst gegeben. Erich Groß, Trier Bei diesen Beschlüssen handelt es sich nicht darum, ob man am Gottesdienst teilnehmen darf oder nicht. Bei diesen Beschlüssen geht es darum, dass man die "Dienstleistungen" der Kirche nicht mehr in Anspruch nehmen kann. Das sind, unter anderen: letzte Ölung, katholisches Begräbnis, Krankenkommunion, kirchliche Trauung und so weiter. Und meinen Glauben kann ich mir sowieso nicht erkaufen. Kirchensteuer und Glaube sind unabhängig voneinander und stehen in keinem Zusammenhang. Die Kirche hat, wie in einigen Beiträgen erwähnt, die moderne Zeit verschlafen. Es gibt aber auch einzelne Priester, die sich der Moderne stellen und diese Moderne auch umsetzen. Das alle Gesetze der Kirche von Gott gewollt sind, ist jedenfalls stark zu bezweifeln. Die Gesetze sind im Laufe der Zeit durch die jeweiligen "Machthaber" der Kirche ins Leben gerufen worden. Gott hat (angeblich) zehn Gebote erlassen. Und diese Gebote sind keine Gesetze. Aber es ist wie überall auf der Welt: Gebote und Gesetze werden zur Farce, wenn selbst der Gesetzgeber sich nicht daran hält. Günter Reinehr, Gondorf

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