rettungsdienst

Zu dem Artikel "Bei jedem zehnten Notfall kommen die Retter verspätet" (TV vom 6./7. August):

Meinung

Katastrophale Zustände
Als langjähriger Rettungsdienst-Mitarbeiter in verschiedenen Rettungswachen der Region Trier muss ich die in obigem Artikel beschriebenen, teilweise katastrophalen Zustände in der hiesigen Notfall-Rettung leider bestätigen. Ergänzen möchte ich, dass es unverantwortlich ist, wenn Rettungswagen (RTW), deren eigentliche Bestimmung die Versorgung und der Transport von Notfallpatienten ist, mehrmals täglich durch Krankentransporte (z. B. Dialyse- oder Verlegungsfahrten) stundenlang blockiert werden. Was nützt dem schwer verletzten Unfallopfer ein vielleicht sogar in der Nähe stationierter RTW, dessen Rettungsfachpersonal jedoch gerade in einer Krankenhaus-Entlassungsfahrt gebunden ist, welche auch problemlos von einem Liegend-Taxi hätte absolviert werden können? Ferner sind die Zuständigkeitsbereiche der einzelnen Rettungswachen dringend zu überarbeiten: Neu gebaute Straßen oder die in der Praxis tatsächlich genutzten Anfahrtswege der Rettungsfahrzeuge (z. B. über Wirtschaftswege oder Autobahn-Betriebstore) wurden hier jahrzehntelang ignoriert! Hinzu kommt die seit der Abschaffung von Ortskundetests meist mangelhafte Ortskenntnis der Mehrzahl der Rettungsdienstmitarbeiter, die bei einem Versagen der veralteten Navigationsgeräte fatale Folgen haben kann! Insbesondere ist die Notarztversorgung der Bevölkerung bei Weitem nicht permanent gewährleistet: Zum einen gilt für Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) keine 15-minütige Hilfsfrist, wobei einige NEF in der Region regelmäßig tageweise abgemeldet sind, da sich kaum Notärzte finden, die die unterbezahlten Schichten übernehmen. Hintergrund hierzu: Seit einigen Jahren sind die NEF-Standort-Krankenhäuser nicht mehr verpflichtet, einen Notarzt zu stellen, so dass hier - insbesondere an Wochenenden und Feiertagen - große Lücken in den Dienstplänen gang und gäbe sind! Das Aushelfen der in diesem Punkt besser organisierten Rettungshubschrauber ist nur bei Tag möglich, da diese nachts keine Notfalleinsätze fliegen. Abschließend der Hauptgrund für die mangelhaften Zustände: Das aus kleinbürgerlichen Vereinsstrukturen gewachsene Hilfsorganisationen-Monopol "Rettungsdienst" ist im Laufe seiner Geschichte leider nie in den Genuss der belebenden Auswirkungen marktwirtschaftlichen Wettbewerbs gekommen! Stephan A. Haas, Zell/Mosel

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