Leserbrief Die Deutschen haben aus der Ölkrise 1973 nichts gelernt, aber sie zahlen die Zeche

Energiepolitik

Zum Artikel „An Putins Tropf“ (Trierischer Volksfreund, 28. Juli): 

In wenigen Monaten jährt sich die Ölkrise 1973 zum 50. Mal, und das Bild im Trierischen Volksfreund vor einigen Tagen mit der Pferdekutsche an einem autofreien Sonntag ruft das wieder in Erinnerung. Letztendlich sagt diese Tatsache doch nur aus, dass wir in Deutschland, einem ressourcenarmen Land, in den letzten 50 Jahren nichts dazugelernt haben beziehungsweise die Lobbyarbeit der Multikonzerne in den Schaltzentralen der Macht in unserem Land immer noch reibungslos funktioniert. Sogar Früchte trägt.

Damals waren wir abhängig unter anderem von den arabischen Staaten, heute hängen wir am Tropf von Russland. Nun versteht man, warum Energiekonzerne einige unserer politischen Vertreter mit diversen „Aufsichtsrats“-Posten und entsprechenden Aufwandsentschädigungen versorgen und die gewünschten Gesetzesentwürfe sowie Wirtschaftsverträge auf den Weg bringen können. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing…!“ Sachverstand, innovative Weitsicht und vor allem Skrupel sind in der Politik nicht unbedingt karrierefördernd.

Also bleiben wir als Verbraucher immer weiter in der Abhängigkeit (Geiselhaft). Ich bin überzeugt, dabei wären wir technisch in der Lage, durch Ausbau der erneuerbaren Energien in privaten, betrieblichen und öffentlichen Bereichen durch Vernetzung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene uns mit Energie größtenteils selbst zu versorgen. Zumindest was Stromversorgung und Heizen betrifft. Aber das wäre nicht im Sinne der Multi-Energiekonzerne. Diese wollen Energie gewinnbringend verkaufen. Was sie wohl kaum wollen, ist Energie sparen. Das würde deren Geschäftsgrundlage entziehen.

Zum Beispiel stelle man sich nur vor, die Vorstände der wenigen Konzerne müssten mit sämtlichen „einfach gestrickten“ Hausbesitzern, welche eine PV-Anlage betreiben, über Einspeisevergütungen diskutieren. Deshalb wird diese erneuerbare Energiequelle meiner Einschätzung nach für Privatinvestoren künstlich unrentabel gehalten, was Verrechnung und Vergütung betrifft.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die politische Elite nicht gewillt ist, auf die Steuereinnahmen aus den diversen Energiesteuern zu verzichten. Erträge beziehungsweise  Steuermehreinnahmen aus angeblich „cleverer“ Wirtschaftspolitik lassen sich besser vermitteln, und man kann besser damit werben, als mit gerechter Steuerumverteilung  beziehungsweise Steuererhöhungen für privilegierte Gruppierungen Gelder für den Erhalt der allgemeinen Infrastruktur zu generieren. Das sichert unter Umständen sogar die Wiederwahl. Und Politiker sind für die Konzerne interessantere „Gesprächs“-Partner. Hier schließt sich wieder der Kreis. Das gemeine Wählervolk bleibt der abhängige Zahler der Zeche oder die Kuh, die immer weiter gemolken werden kann! Scheinbar hält man es lieber mit Despoten als mit der eigenen Bevölkerung, für die man Verantwortung übertragen bekommen hat!

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