Katholische Kirche Rolle rückwärts

Zum Artikel „Den Kirchen laufen die Gläubigen davon“ und zum Extra „Professor fordert Bischof zum Widerstand auf“ (TV vom 27./28. Juni) sowie zur gescheiterten Reform des Bistums Trier schreiben Waltraud und Peter Berger und Petra Carvalho Gomes:

„Komm Heilger Geist, der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft“ (Gotteslob 342) – so singen die Christen alljährlich an Pfingsten, wenn nicht gerade durch Corona das Singen in geschlossenen Räumen verboten ist – und freuen sich, dass Gott durch den Beistand, den Heiligen Geist, die Kirche nicht alleine lässt auf ihrem Weg durch die Zeit. Aber wie soll das gehen bei so viel antisynodaler Überheblichkeit, die sich seit Abschluss der Synode in unserem Bistum und nun zuletzt in der erfolgreichen Beschwerde in Rom gezeigt hat?!

Die Kirche im Bistum Trier war mit der Synode gut unterwegs, notwendige Reformen auf einer breiten Basis zu erarbeiten. Wer dies leugnet, nimmt den Stillstand in Kauf. Die Priesterbruderschaft Unio Apostolica und die reformkritische Initiative Kirchengemeinde vor Ort können einen Erfolg verbuchen. Ihr konservatives Kirchenbild fand Gehör in der für sie positiven Antwort der römischen Kleruskongregation und des Päpstlichen Rates.

Die Rolle des Pfarrers im angedachten neuen Leitungsteam, die Aufgaben der nichtleitenden Priester, die Konzeption der Gremien, die Größe der zukünftigen Pfarreien und die Zeitschiene der Umsetzung werden nochmals neu konzipiert werden müssen – am besten unter Erhalt des vorsynodalen Status quo.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller hält es für tragisch, dass Ackermann als einziger deutscher Bischof den Mut gehabt habe, notwendige Reformen mit einer Synode anzugehen und bei der Umsetzung nun ins Stolpern geraten sei (TV vom 10./11. Juni).

Die Zeichen der Zeit erkennen und die Sorgen und Nöte der Menschen von heute mitnehmen als wesentliche Aufgabe der Kirche, so weit waren wir doch schon einmal seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Dabei geht es doch längst nicht mehr um die Fragen: Wie viel Kirchenvermögen muss geteilt werden beim großen Zusammenschluss der Gemeinden (davon steht in der Bibel nichts)? Oder: Wer hat als Letzter das Sagen im Leitungsteam der neuen Großgemeinden? So schwer kann das doch nicht sein, ein pastorales Leitbild miteinander zu erarbeiten und folgerichtig gemeinsam umzusetzen!

Großpfarreien erschweren den Kontakt der Seelsorger zu den Kirchenmitgliedern? So wird behauptet, das mag sein, aber sie verhindern doch nicht das persönliche Engagement, das jedem getauften Christen als Auftrag mitgegeben ist.

Auf wie viel pastorales Personal hoffen sie denn noch in der reformkritischen Initiative? Und überhaupt – wer ist das denn: die Kirche?

Letztendlich zu klären ist doch die Frage: Welches Kirchenbild wird hier verfolgt? So viel Rolle rückwärts ist nur schwer erträglich in einer Zeit, in der die Kirche in den Zeichen der Zeit ihrem Auftrag gerecht werden soll.

Waltraud und Peter Berger, Bitburg

Zum Artikel „Bistum Trier schnürt neues, millionenschweres Sparpaket“ (TV vom 3. Juli):

Für deutlich weniger Kirchensteuer macht der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg die Corona-Pandemie verantwortlich. Ein anderer Grund dürften die zahlreichen Kirchenaustritte der letzten Monate sein. Und wen wundern diese Zahlen?

Hohe Feiertage und Messen, Kommunionen und Hochzeiten sind während der Pandemie ausgefallen, Beerdigungen wurden auf ein Minimum heruntergefahren. Es wäre somit viel Zeit für seelsorgerische Arbeit gewesen. Haben sich die Priester vor Ort mal auf den Weg zu den Alten und Kranken gemacht und einfach mal nach dem Befinden gefragt? Sich vielleicht mal in den Seniorenheimen gezeigt oder dort nachgehört, ob man den Bewohnern etwas Gutes tun kann? Oder wurden beispielsweise die Tafeln finanziell unterstützt, die durch Corona weniger Material hatten, um an die Bedürftigen zu verteilen? Ist mir das alles entgangen?

Und jetzt sollen wegen fehlender Kirchensteuer Ausgaben verringert werden, man müsse sogar über eine Reduzierung des Personalbestands nachdenken. Das Unternehmen Kirche – und ich spreche nicht von meinem Glauben – ist für mich schon lange ein Reizthema. Und es hat sich gerade in den vergangenen Monaten in meinen Augen nicht mit Ruhm bekleckert. Haben mich zum Beispiel der Umgang der Kirche mit den Missbrauchsvorwürfen, mit gleichgeschlechtlicher Liebe und ihrer starren und traditionsbehafteten Haltung schon lange gestört, ist mir „Kirche“ in den vergangenen Monaten noch fremder geworden. Schade eigentlich, ich hätte selbst manchmal einen seelischen Halt brauchen können.

Petra Carvalho Gomes, Wintersdorf

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