Rolle rückwärts

Zum Kommentar "Sprache lebt und wandelt sich" (TV vom 8. Oktober):

Im ersten Teil seines Kommentars tritt Dieter Lintz als Anwalt der deutschen Sprache auf. Da geht einem wahrlich das Herz auf. Er spricht im Hinblick auf die Flut überflüssiger anglizistischer Botschaften gar von "Unverschämtheit" gegenüber dem Teil der Bevölkerung, der sie nicht versteht. Er plädiert dafür, dass der Kunde die Waren, die ihm von den multinationalen Konzernen "mit unverständlichem Denglisch-Gebrabbel" angeboten werden, nicht zu kaufen braucht. Dann aber schlägt er die "Rolle rückwärts" und findet alles nur mehr halb so schlimm. Natürlich soll Sprache leben und sich wandeln. Aber was für neue Begriffe braucht sie? Müssen diese unbedingt aus dem Englischen stammen? Wenn das so weitergeht, dann werden die guten alten deutschen Wortbegriffe, die mitunter vor Bildhaftigkeit nur so strotzen, bald an den Rand gedrängt und geraten in die Unterzahl. Dabei liegt es an jedem von uns, dem seine Muttersprache lieb und wert ist, die deutschen Begriffe zu verwenden und auf Anglizismen zu verzichten. Ein "Flyer" ist ein Faltblatt, und ein "Highlight" bleibt ein Höhepunkt. "Nightfever", ein Begriff, der seit neuestem sogar in der Kirche verwendet wird, bedeutet weiter nichts als "Nachtfieber". So sehr das Wort "Kids" zu einem Schandfleck der deutschen Sprache geworden ist, sollte es uns freuen, dass selbst Anglizismen die Puste ausgeht. Der "Teenager" der fünfziger Jahre ist schon längst nicht mehr up to date - Verzeihung: nicht auf dem neuesten Stand. Es ist fünf Minuten vor zwölf. Ist der Patient "deutsche Sprache", der, von mehr als 7000 zum größten Teil überflüssigen Anglizismen infiziert, schwer krank danieder liegt, überhaupt noch zu retten?Wolfgang Zahnhausen, Trier sprache

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