Natur Schäm dich, Rotkäppchen!

Zum Leserbrief von Ulrike Grün unter der Überschrift „Keine Angst, Rotkäppchen!“ (TV vom 3./4 November) und zur Berichterstattung über die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland schreibt Eva Bauche-Eppers:

Nur ganz kurz zu der Formulierung von Frau Grün „... etwas Mitleid mit den gerissenen Tieren ... und auch deren Besitzern wäre angebracht. Schafe sind Lebewesen und keine Ware, die man ohne Empathie lapidar mit etwas Geld ersetzen kann“ – natürlich sind Schafe eine Ware, die man ohne Empathie und ganz lapidar und in großer Stückzahl für Geld zum Schlachthof transportiert. Woher kommen wohl die erbarmungswürdig kleinen Lammkoteletts und -filets, auf die der Finger des Kunden in der Metzgerei genäschig zeigt? Alle unsere Nutztiere sind eine Ware, die der Mensch mit dem Augenmerk auf größtmöglichen Profit nach seinem Wunsch und Willen formt, ausbeutet und tötet. Während der Wolf – das „unvernünftige“ Tier – seinem Instinkt folgt, kann der Mensch entscheiden, was er tut. Wenn wir die Zahlen der getöteten Tiere in unseren Schlachthäusern betrachten, kann man über so einen Wolf und seine Quote eigentlich nur müde lächeln.

Man muss es nüchtern betrachten: Wir mögen den Wolf nicht, weil er will, was wir wollen, seien es die Rehe im Walde, die wir – Halali! – dann nicht abschießen können, oder die Weidetiere – Fleisch auf dem Huf – das gefälligst in unseren Bäuchen landen soll. In der Diskussion über den Wolf haben Sentimentalitäten nichts zu suchen, sie sind reine Heuchelei.

Wer macht sich Gedanken über das Wild, das bei der lustigen Treibjagd in Panik gehetzt und oft genug nur angeschossen wird oder flüchtend auf Straßen von Autos erfasst wird? Und die Ferkelkastration mit Betäubung ist noch mal um zwei Jahre verschoben worden, vom Kükenschreddern ganz zu schweigen. Schäm dich, Rotkäppchen!

Eva Bauche-Eppers, Bitburg

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