Mit Bischof Zollitsch scheint ein Mann an die Spitze der Bischofskonferenz gekommen zu sein, der in der Lage ist und es auch wagen könnte, Rom "ins Angesicht zu widersprechen". Unter seiner Führung könnte ein gesteigertes Nachdenken auch bezüglich des Pflichtzölibats in Gang kommen.Fakt ist doch, dass das Zölibat nicht das Geringste mit Jesus und dem Evangelium zu tun hat, sondern eine rein menschliche Erfindung ist, die im Jahre 1139 dann zur Pflicht für die Priester wurde. Jesus selbst hat keinen Wert auf Ehelosigkeit gelegt, was die Auswahl seiner engsten Vertrauten eindeutig beweist. Sogar Petrus, als erster Papst, war ein ganz normal verheirateter Mann. Sicherlich erkennen die Berufungen, von denen es auch in unserer katholischen Kirche genügend geben dürfte, immer mehr die Sinnlosigkeit dieses Gesetzes, die damit verbundene Beschneidung des Menschseins und nicht zuletzt die nicht auszuschließenden späteren Probleme. So scheint man geneigt zu sein, Gott lieber auf andere Weise zu dienen. Das Pflichtzölibat wird so immer mehr zum Priester-Verhinderungsgesetz, unter dem nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der katholischen Priester leidet. Offenbar werden da nicht wenige kluge, selbst denkende Kandidaten verprellt.Von dem bekannten Pastoraltheologen Norbert Greinacher stammt die Aussage, dass drei Viertel der jetzigen Priesteramts-Kandidaten komische Leute seien und als Geistliche ungeeignet. Die evangelische Kirche hat nach meiner Kenntnis gute Pastoren und Pastorinnen im Überfluss, was beweist, dass es auch bei uns Katholiken genügend Berufungen geben müsste. Bischof Zollitsch scheint die Problematik zu erkennen und bekennt, dass Ehelosigkeit nicht notwendig für das Priestertum ist. Wenn das Pflichtzölibat also nicht notwendig ist, muss es bei dem alarmierend zunehmenden Priester- und Seelsorger-Notstand auch als unsinnig und unnötig wie ein Kropf gesehen werden. Josef Berens, Rommersheim katholische kirche