Reise Schaler Nachgeschmack

Zur Reportage „18 000 Kilometer bis zur Corona-Krise“ (TV vom 26. März) schreibt Cornelia Läßle:

Der ganzseitige Beitrag über die Reise des Redakteurs Rainer Neubert nach Neuseeland und zurück lädt zum Nachdenken ein.

Es hat sich mir die Frage gestellt, ob ein solcher Artikel auf der vorletzten Seite der Zeitung seine Richtigkeit hat, zumal er, soweit ich dies erkennen kann, nur ein Privatvergnügen war und keine ursächliche Verbindung zur Corona-Krise hat, wie es jedoch die Überschrift insinuiert.

Es war wohl rein zufällig und der gegenwärtigen Umstände geschuldet, dass der Verfasser eben mit dieser Krise auf seiner vierwöchigen „Traumreise“ konfrontiert wurde und ein paar bange Stunden mit den Rückreisemodalitäten hatte.

Es sind keine Neidgefühle vorhanden, dass eine solche lange Reise ans andere Ende der Welt für manche möglich ist; der Bericht ist nur so verfasst, als ob der Redakteur sich mit der Corona-Pandemie beschäftigt und seine Eindrücke schildert, mit welchen Schwierigkeiten Weltreisende heutzutage zu kämpfen haben.

In unserer globalisierten Welt scheint – laut dem Artikel – das Virus ein leichtes Spiel zu haben, munter und unbekämpft über mangelnde Überwachung bei Touristeneinreisen ins Land zu kommen.

Ich wünschte mir vom Volksfreund einen fundierten Bericht über die Auswirkungen der Pandemie auch in Neuseeland, nicht jedoch einen Reisebericht eines Redakteurs, der eine komplette Seite füllt.

Auch anzuführen ist der ökologische Fußabdruck einer 18 000 Kilometer langen Flugreise.

Unser Schulsystem ist auf häuslichen Unterricht verlegt worden, die Schüler müssen sich samt Eltern mit digitalen Arbeitsaufträgen herumschlagen, die Lehrer arbeiten am PC, um einen annähernd gewissenhaften Unterricht zu gewährleisten, Pflegekräfte arbeiten bis am Limit, Supermarktangestellte setzen sich tagtäglich dem Virus aus – dies sind einige Beispiele von den Auswirkungen der Pandemie. Darüber berichtet der TV natürlich!

Trotzdem erhalten Artikel über Traumreisen und potenzielle Übertragungswege des Coronavirus einen schalen Nachgeschmack, da sie zeigen, warum wir von einer Pandemie sprechen müssen, die unser aller Privatangelegenheit geworden ist, die jeden Einzelnen betrifft.

Cornelia Läßle, Trier

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