Klima Schlechtes Gewissen

Zum Artikel „Wie berechne ich den CO2-Fußabdruck meiner Reise“ (TV vom 25. April) schreibt Hugo Wust:

Alljährlich, meistens vor Beginn der Ferien, berichten alle Zeitungen und Zeitschriften über die starke Belastung der Umwelt durch die Ferienreisenden. Einer vierköpfigen Familie wird exakt vorgerechnet, welche Umweltbelastung sie hervorrufen kann – so wie jetzt wieder im TV.

Mit umfangreichen Berechnungen, unter Berücksichtigung der verschiedenen Verkehrsmittel, Auslastung der Transportfahrzeuge, sogar unterschiedlicher Auswahl von Flugzeugtypen, wird die Umweltbelastung aufgezeigt und der Urlauberfamilie ein schlechtes Gewissen eingeredet.

An zwei einfachen Beispielen möchte ich aufzeigen, von welchen Institutionen viel mehr Klimaschädigungen verursacht werden als von der Urlaubsfamilie.

Erstes Beispiel ist unsere Bundesregierung, die seit 25 Jahren in Berlin ansässig ist. Die für die Regierungsmitglieder zuständige Flugbereitschaft ist nach wie vor in Köln stationiert. Allein die Leerflüge der Flugbereitschaft der Bundesregierung verursachen (nach einer Feststellung der Grünen) pro Jahr über 4200 Tonnen CO2.
Viel größere Verursacher der Umweltbelastung sind jedoch die Teilnehmer der Weltklimakonferenz. Seit 1992 tummelten sich in vierundzwanzig Weltklimakonferenzen jährlich Zigtausende Klimaexperten. Bei der ersten Konferenz in Rio waren es 15 000 Teilnehmern, bei der 24. Konferenz in Kattowitz über 20 000 Teilnehmern, die versuchen, das Klima zu retten. So waren beispielsweise in Polen über 400 Experten aus Guinea und 300 Spezialisten aus dem Kongo anwesend. Die hohe Teilnahme bei diesen Konferenzen ist nach Auffassung von Beobachtern den hohen UN-Vergütungen der Reise- und Fahrtkosten zu verdanken.

Bei der Weltklimakonferenz 2017 in Bonn – Deutschland war als Veranstalter für die Fidschi-Inseln eingesprungen –  nahmen über 25 000 Menschen teil. Nur am Rande sei bemerkt, dass die Bundesrepublik Deutschland neben der Organisation auch die Gesamtkosten von weit über 100 Millionen Euro für die Fidschi-Inseln übernommen hatte. Ein Team von 60 Mitarbeitern des Bundesumweltministeriums hatte das Treffen über ein Jahr lang organisatorisch vorbereitet. Nach Ministeriumsangaben war es die größte in Deutschland je organisierte zwischenstaatliche Konferenz. Eine Berechnung des Ausstoßes von CO2 durch die An- und Abreise der Teilnehmer hat nach meiner Kenntnis nicht stattgefunden. Es ist auch nicht bekannt geworden, ob die Teilnehmer aus den außereuropäischen Staaten umweltgerecht mit dem Paddelboot und die Teilnehmer aus Europa mit dem Tretroller  – umweltschonend –  angereist sind.

Hugo Wust, Trier

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