Leserbriefe Schlichtweg zu wenige!

Zum Artikel „Der lange Weg, um aus dem Loch zu kommen“ und zur Versorgung von psychisch Erkrankten in der Region Trier (TV vom 19. April) meint Privatdozent Dr. med. Matthias W. Nitzsche:

Als Psychiater und Psychotherapeut möchte ich mich gerne zu dem Thema äußern.

Der Beitrag von Florian Schlecht spiegelt die Realität des Versorgungsalltages im Bereich der Psychotherapie, zugleich möchte ich mit großem Nachdruck darauf hinweisen, dass der Eindruck nicht zutrifft, dass ausschließlich psychologische Psychotherapeuten die psychotherapeutische Betreuung im Bereich der sprechenden Medizin realisieren, sondern dass eine Vielzahl gerade auch von Nervenärzten, Internisten und Allgemeinmedizinern durch die Zusatzqualifikation Psychotherapie zum Teil außerordentlich umfangreich in der psychotherapeutischen Versorgungsszene aktiv sind.

Die Diskussion um organisatorische Zugänge zu der jeweiligen Therapie, Aspekte der Terminvermittlungsstelle, all das sind sicherlich Ansatzpunkte, die zur Effizienz der Vermittlung von Therapieplätzen beitragen, gleichwohl ist das Grundübel ein anderes: Wir sind schlichtweg zu wenige psychologische und ärztliche Psychotherapeuten!

Auch hier sollten Überlegungen angestellt werden (zum Beispiel  Teilnahme von ambulant tätigen Kollegen am Ausbildungsbetrieb im universitären Bereich und Ähnliches mehr).

Die unheilvolle Diskussion bezüglich der Bedarfsplanung bedarf kurzfristigster Überarbeitung, denn der Bedarf wird nicht durch die Proklamation abgedeckt, sondern durch die tatsächliche Anforderung, die in einem bestimmten Fachgebiet, in diesem Fall Psychotherapie, vorgetragen wird.

Das Anforderungsniveau hat sich quantitativ und qualitativ in den vergangenen zwanzig Jahren erheblich verändert. Die Bedarfsplanung ist somit dringendst zu überarbeiten.

Privatdozent Dr. med. Matthias W. Nitzsche, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Wittlich

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