Schlussstrich ziehen

Zum Artikel "Hospitien: Endgültig keine Kirchenstiftung" (TV vom 6. März) erhielten wir diese Zuschrift:

Nun wurde es dem Verwaltungsrat der Vereinigten Hospitien durch das Bundesverfassungsgericht noch einmal schwarz auf weiß klar gemacht: Diese altehrwürdige Trierer Einrichtung zum Wohle alter und kranker Menschen ist eine Stiftung öffentlichen Rechts und keine privatrechtlich-kirchliche. Ein jahrelanger und mit verbissenem Ernst geführter Streit ist zu Ende - falls der Verwaltungsrat nicht wider jede bessere Einsicht auch noch den europäischen Gerichtshof bemühen will und - wer weiß - bei erneutem Misserfolg vielleicht auch noch die Menschenrechts-Kommission der Uno. Ich will mich aber keineswegs in billiger Häme ergehen. Vielmehr möchte ich den historischen Hintergrund noch einmal in Erinnerung rufen. Die damals in Trier zahlreichen katholischen Hospize des ausgehenden 18. Jahrhunderts wurden durch Napoleon säkularisiert. Dies jedoch nicht, wie sonst üblich, indem sie einfach aufgelöst und ihre Liegenschaften verkauft wurden, sondern indem sie in eine paritätisch besetzte, gemischt kirchliche und weltliche Stiftung öffentlichen Rechts überführt wurden - ein Bindeglied zwischen Kirche und Staat. Napoleon war nicht nur der gigantomane Herrscher, der letztendlich an seinen überzogenen Machtansprüchen unrühmlich gescheitert ist, sondern er hat die europäische Menschheit ein Stück weit auch aus einer "selbstverschuldeten Unmündigkeit" herausgeführt. Sein Code Napoleon ist bis heute Grundlage unserer Rechtsprechung. Selbst extrem konservativ eingestellte Bürger sollten sehen können, dass in der Veränderung bestehender Strukturen auch Chancen liegen. Die heutigen Vereinigten Hospitien haben diese Chance zum Wohle der Bürgerschaft umgesetzt und haben in ihrer Geschichte bewiesen, dass diese Kooperation zwischen Kirche und Staat erfolgreich war und ist. Ein Erfolgsmodell sollte nicht durch Festhalten an überkommenen Strukturen immer wieder infrage gestellt werden. Sollen doch alle Beteiligten jetzt bitte einen Schlussstrich ziehen, sich wieder an einen Tisch setzen und mit neuem Elan nach vorne sehen. Dr. med. Bernhard Gies, Trier SOZIALES

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