Schmerzhafte Konsequenzen

Zur Diskussion über das Jugendstrafrecht diese Zuschrift:

Migrantenfamilien wurden und werden vom Staat allein gelassen. Und auf den kommt es bei Einwanderung und Integration vorrangig an. Roland Kochs Strafverschärfungsinitiative greift zu kurz, obwohl gerade bei (den meist männlichen) Jugendlichen aus patriarchalisch-macho-orientierten Kulturen eine direkte schmerzhaft spürbare Konsequenz bei moralisch-gesetzlichem Fehlverhalten eher nützt als schadet, wie ich aus privaten und beruflichen Erfahrungen weiß. Spürbare Konsequenz sollte dann allerdings auch erfolgen. In den meisten Ursprungsländern dieser Jugendlichen gilt das Recht des Stärkeren, und das sind in der Erfahrung der Jugendlichen der Vater und auch der - meist autoritär-diktatorische - Staat. Hier schließt sich der Kreis: Sie erfahren ihn hier entweder gar nicht oder als "schwach". Nun ist der demokratisch-rechtstaatliche Staat etwas anderes als der patriarchalisch-autoritäre - den die Mehrheit aller Bürger sicherlich nicht (mehr) will - und Pluralismus ist etwas anderes als Konformismus oder gar Uniformität. Dies muss erkannt und verinnerlicht werden. Übrigens nicht nur von Migranten. Genau hier muss die Inte-grationsarbeit ansetzen, sie kann nicht von Polizei und Justiz alleine geleistet werden. Hier bedarf es Sozialpädagogen, Lehrer und Erzieher. Ich habe ausdrücklich die männliche Grammatikform gewählt, denn auch wenn es konträr zur pluralistisch-demokratischen Leitkultur ist: Die männlichen Jugendlichen aus dem oben skizzierten Kulturmilieu akzeptieren und respektieren vermutlich eher Männer als Frauen.Es bedarf wohl noch ein bis zwei Generationen, also etwa 30 bis 50 Jahre intensiver (!) Inte grationshilfen, bis auch sie von Menschen jener Kulturen als "gleichwertig" gesehen und damit auch Pluralismus, Rechtstaatlichkeit und Demokratie als sehr hohe Werte erkannt werden. Im "Knast" lernen sie das sicherlich nicht.Helmut Michael Wilmes, Ralingen kriminalität

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort