Forum Schneller, Schnecke!

Der Mensch. Die Welt. Das Klima. Ein Blick aufs große Ganze.

 Peter Reinhart

Peter Reinhart

Foto: TV/Klaus Kimmling

Es sei gut und schön, darauf zu vertrauen, dass der Mensch sich aus der Klima-Krise herausmanövrieren werde, schreibt ein Leser im Nachgang zur Kolumne „Mal kurz die Welt retten? Hmm.“ (TV vom 20./21. Juli). Bloß wie? Ihm fehle die Fantasie, sich das vorzustellen, zu übel sei die Lage.

Nun ja. Lassen wir das Klein-Klein des Alltags für einen Moment hinter uns, schauen wir uns das Big Picture an, das große Ganze.

Hunderttausende von Jahren wetzte der Urmensch durch die Savanne. Und wetzte. Und wetzte. Irgendwann lernte er, das Feuer zu beherrschen, und das veränderte alles. Seither: Erfindungen und Entdeckungen, Entdeckungen und Erfindungen, immer mehr, immer schneller. Faustkeil. Rad. Ackerbau. Schrift. Schießpulver. Buchdruck. Penicillin. Dampfmaschine. Eisenbahn. Glühbirne. Telefon. Kühlschrank. Auto. Flugzeug. Computer. Weltraumrakete. Internet. Gentechnik. Künstliche Intelligenz.

Jetzt brauchen wir – dringend (!) – einen Plan, der verhindert, dass uns der Planet um die Ohren fliegt. Wir brauchen Ideen, wir brauchen Mut, wir brauchen Forschergeist.

Der Schriftsteller Ian McEwan hat in seinem Roman „Solar“ vor bald zehn Jahren eine spannende Vision entworfen. „Wir stehen vor einem Ozean der Träume, realistischer Träume, Wasserstoff aus Algen zu gewinnen, Flugzeugtreibstoff aus genetisch veränderten Mikroben, Strom aus Sonnenlicht, Wind, Gezeiten, Wellen, Zellulose, Hausmüll; wir werden Kohlendioxid aus der Luft filtern und zu Treibstoff machen, wir werden die Geheimnisse der Pflanzen aufdecken und nachahmen. Ein Außerirdischer, der auf unserem Planeten landet und sieht, welche Unmenge an Sonnenenergie auf ihn einwirkt, wäre überrascht zu erfahren, dass wir ein Energieproblem zu haben glauben, dass wir jemals auf die Idee kommen konnten, uns selbst zu vergiften, indem wir fossile Brennstoffe verbrauchen und Plutonium herstellen.“

McEwan bringt die Sache in wenigen Sätzen auf den Punkt, und deshalb zitiere ich ihn noch einmal – wie bereits vor bald zehn Jahren, und notfalls wieder, solange bis ...

Der Fortschritt ist eine Schnecke, die gemächlich vorwärts kriecht. Das dauert. Und dauert. Und dauert. Alles in allem: Sie bewegt sich doch.

Bleiben Sie optimistisch!

Herzliche Grüße!

Peter Reinhart

Stellvertretender Chefredakteur

E-Mail: forum@volksfreund.de

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