Gesundheit Schwangerschaft und Geburt sind keine Krankheiten

Zum Artikel „Protest gegen Aus von Geburtshilfen“ (TV vom 20. September) und weiteren Beiträgen zum Thema schreibt Dr. Alfred Kuckartz:

Das Krankenhaus Daun lebt und wird leben. In Deutschland werden die Krankenhäuser unter marktwirtschaftlichen Gesetzen geführt. Mit anderen Worten: Wer nicht genug Umsatz macht, wird vom Markt verschwinden. Bei Krankenhäusern: Wer nicht genug akquiriert und behandelt, wird ebenfalls vom Markt verschwinden.

Auf die Spitze getrieben wird diese Praxis durch das Abrechnungssystem der Krankenkassen mit den Krankenhäusern. Durch die Einführung des DRG-Systems, in dem jede Krankheit und jede Behandlungsart eine Nummer hat, wird die Behandlung im Krankenhaus zur Rechenaufgabe. Das DRG-System hat nicht nur die Krankenhäuser gegeneinander in Konkurrenz gebracht, sondern sogar die einzelnen Abteilungen.

Das Auslaufen der Geburtshilfe in Krankenhaus Daun hat dem Krankenhaus insgesamt erheblich geschadet – der gesamte Patientenstrom wurde vorübergehend kleiner.

Die Gottesdienste in den Kirchen werden relativ selten, weil es keine Priester gibt. Ohne Priester keine Messe. Ohne Gynäkologen keine gynäkologische Abteilung und keine Geburtshilfe.

Durch das Arbeitszeitgesetz wird heutzutage die Tätigkeit der Menschen erheblich eingeschränkt, für eine gynäkologische Abteilung müssen mindestens fünf bis sechs Gynäkologen vorgehalten werden. Das Dauner Krankenhaus hat mehrere Jahre lang versucht, Ärzte zu werben. Dies war fruchtlos.

Die Installation der Hebammenzentrale ist und war zu diesem Zeitpunkt die einzige rechtliche und praktische Möglichkeit, Schwangere im Kreis Daun weiter zu versorgen.

Aus den genannten Tatsachen folgere ich, dass die gesamte Behandlung der Schwangerschaft und Geburtshilfe aus dem DRG-System, sprich aus dem Abrechnungssystem der Krankenkassen, entfernt werden muss. Schwangerschaft und Geburt sind keine Krankheiten. Ich glaube, dass damit auch die Einstellung der jungen Frauen zur Schwangerschaft und Geburt verändert werden könnte.

Es gehört zu der ureigensten Sache einer Stadt oder Gegend, ihrem Nachwuchs eine Heimat zu geben, und zwar von der ersten Stunde des Lebens an. Alle betroffenen Städte sollten sich zusammenschließen und eine Regelung auf landespolitischer oder bundespolitischer Basis zu erreichen suchen. Wir brauchen statt des DRG-Systems wieder ein arztfreundliches und patientenfreundliches und somit menschenfreundliches System.

Dr. Alfred Kuckartz, Chirurg/Orthopäde, Üdersdorf

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