So funktioniert freie Meinungsäußerung!

Politik

Zur Berichterstattung über den Tod von Helmut Kohl, zum Leserbrief "Bitte keine Heldenverehrung" von Friedhelm Enser (TV vom 21. Juni) sowie zu den Leserbriefen unter der Überschrift "Herausragend ... respektvoll ... unerträglich ... wahr ... würdig" (TV vom 24./25. Juni):
Wenn ein Kleingeist einen Großen kommentieren möchte, kommt meist Unbrauchbares heraus. Helmut Kohl war sicher kein Held und sah sich auch nicht so, war doch sein Lieblingszitat das des Papstes Johannes XXIII.: "Giovanni, nimm dich nicht so wichtig." Kohl war nicht "zur rechten Zeit am rechten Ort", sondern insbesondere er und die CDU waren seinerzeit ganz allein, als es darum ging, den Glauben an die deutsche Einheit aufrechtzuerhalten - ganz im Gegensatz zu weiten Teilen der Sozialdemokratie.
Anders als dargestellt, haben die Supermächte aufgrund der vertrauensbildenden Maßnahmen Kohls die Einheit "gewollt" und "Ja" gesagt, so dass sich niemand "auf den Kopf stellen musste"! Kohls erste Gattin war von einer Krankheit betroffen, einer Lichtallergie, für die kein Mensch dieser Welt verantwortlich gemacht werden kann. Den Kanzler dafür in Verantwortung nehmen zu wollen, ist schon als bösartig und billig zu bezeichnen.
Dass die familiären Verhältnisse offenbar durch die alltäglichen Realitäten eines Staatsmanns und Vollblutpolitikers gelitten haben, ist leider offenkundig. Das schmälert aber, ebensowenig wie seine Nachlässigkeiten bei den Spenden-Verfehlungen, seine Lebensleistung nicht.
Helmut Kohl war, ist und bleibt der Vater der deutschen Einheit, dem wir aufgrund seiner einmaligen Persönlichkeit zu großem Dank verpflichtet sind - anders als dem Leserbriefschreiber und dem ehemaligen Ministerpräsidenten und untalentiert kondolierenden Kurt Beck! Kanzler Kohl möge in Frieden ruhen und denjenigen vergeben, die ihn bewusst geringschätzen müssen.
Bernd Wagner
Wittlich

Ich habe mich tierisch über den Leserbrief von Friedhelm Enser geärgert! Man kann über Altbundeskanzler Helmut Kohl politisch denken, was man will, aber zu behaupten, dass er "bloß" zur rechten Zeit am rechten Ort war, finde ich absolut lächerlich!
War es nicht eher so, dass er die Zeichen der damaligen Zeit erkannt und diese einmalige Chance ergriffen und in Gang gesetzt hat (im Übrigen zusammen mit vielen Politikern aus allen Parteien)?!
Des Weiteren hat er- in Verantwortung als Bundeskanzler - es geschafft, die Spannungen mit anderen europäischen Ländern zu entspannen und Freundschaften aufzubauen! Nicht umsonst wird er auch als Vater der europäischen Einheit bezeichnet! Und dies ist keine "Heldenverehrung", wie Herr Enser es nennt, sondern einfach nur Anerkennung für sein politisches Wirken.
Und dann noch so abwertend über sein Privatleben zu urteilen steht Herrn Enser, denke ich, absolut nicht zu! Es sei denn, er kannte ihn persönlich so gut, dass er das beurteilen könnte. Dies wage ich aber ernsthaft zu bezweifeln!
Andreas Groß
Walsdorf

Meine persönliche Meinung ist: "Kein Mensch ist so schlecht wie sein Ruf, aber keiner ist so gut wie sein Nachruf."
Peter Wittamer
Trier

Friedhelm Enser hat seine Meinung geäußert, Helmut Reimers hat dazu Stellung genommen und seine Meinung geäußert. So funktioniert freie Meinungsäußerung!
Herr Reimers kann nicht nachvollziehen, dass Herrn Ensers Meinung veröffentlicht worden ist. Herr Reimers unterstellt der Redaktion des TV Parteilichkeit, geht aber wie selbstverständlich davon aus, dass seine eigene, in Richtung TV gezielte und eher diffamiernde Äußerung veröffentlicht wird.
Das ist eine Logik, die ich nicht begreife.
Manfred Jungbluth
Thalfang

Trotz zahlloser, allerdings stets missglückter Versuche, die Entscheidungen für Mogadischu und die Hamburger Sturmflut von 1962 als Heldentaten darzustellen, ist die Tatkraft und Entschlossenheit von Helmut Kohl bei der Wiedervereinigung tatsächlich als Heldentat anzusehen. Jeder gewissenhafte Landrat hätte Mogadischu und Hamburg gleichermaßen entschieden.
Es ist ausgesprochen simpel zu sagen, Helmut Kohl sei zufälligerweise am rechten Ort gewesen. Ganz zu schweigen von seinen Leistungen für den Weltfrieden (festhalten am Nato-Doppelbeschluss), den er mit seinen amerikanischen und russischen Partnern herbeigeführt hat, trotz zahlreicher, von der DDR bezahlter Pseudo-Friedensaktivisten, die bewusst die sogenannten Friedensmärsche stören wollten. Diese Heldentat ist mit keiner einzigen Maßnahme der Mitglieder der von dem Leserbriefschreiber favorisierten Partei zu vergleichen. Wie der Schreiber sich anmaßen kann, das Verhältnis zur nachweislich schwer erkrankten Hannelore Kohl zu beurteilen, bleibt mir schleierhaft. Wer sollte einem unbekannten Friedhelm Enser Geld spenden? Insofern frage ich mich, was Herr Enser glaubt, was ihm zustoßen könnte, wenn er anführt, Fragen beantworten zu müssen, die ihm nie gestellt werden.
Hans Kappes
Trier

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