Soziales

Zum Artikel "Geschäftsmodell Befriedigung" (TV vom 9. August) und zur Diskussion um das geplante Flatrate-Bordell in Trier:

Wann wird es in der Region Trier eine Fachberatungsstelle für Prostituierte geben? Als Unterstützung für einen Beruf, der nachweislich eine erhöhte psychische und physische Belastung mit sich führen kann. Ob freiwillig gewählt oder aufgrund einer individuellen ökonomischen Notlage und fehlender Alternativen, oftmals mit dem Ziel, eines Tages "auszusteigen". Es dürfte mittlerweile bekannt sein, welche Arbeitsbedingungen innerhalb eines Flatrate-Bordells herrschen können. "Preisdumping" auf allen Ebenen einer "Geiz ist geil"-Mentalität, auf wessen Kosten? Die Frage ist, was bedeutet diese Preisfestlegung konkret für die Prostituierten als Dienstleistungserbringer innerhalb der Dreieckskonstellation mit Freier und Bordellbetreiber? Besteht die Gewährleistung und Transparenz, dass die Prostituierte Kunden und Praktiken ablehnen kann und darf - unabhängig ihrer finanziellen Lebenssituation und des Finanzkonzepts des Bordellbetreibers? Geht das Geschäftsmodell des Betreibers dann noch auf? Des Weiteren halte ich die Aussage, dass Menschenhandel in der Region Trier kein Thema sein soll, für durchaus hinterfragenswert. Werden Interventionen gegen Zwangsprostitution zwecks sexueller Ausbeutung - welche durch das ProstG (Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten) erschwert worden sind - in Form von Razzien (Anfangsverdacht) und zeitintensiver Ermittlungsarbeit erfolgt, kommt es selten zu einer Anzeige, Aussage oder gar zum Prozess, sofern letzterer nicht aufgrund fehlender Beweislast vorzeitig eingestellt wird. Das ist aufgrund der Lebenssituation der Frauen durch erzeugten Druck, aus der Abhängigkeit zum Milieu resultierenden Isolation, fehlender alternativen Lebensperspektive, Angst vor der deutschen Polizei und Justiz sogar nachvollziehbar. Ohne Bedarf kein Angebot, ohne Angebot keine Nachfrage. Es stellt sich die Frage, welche Strukturen zu wählen sind, damit Nischen geschlossen werden, welche die Ausbeutung von Menschen (respektive Frauen) begünstigen. Und es stellt sich generell die Frage, ist es politisch und gesellschaftlich erwünscht, dass mögliche Nischen geschlossen werden. Oder bieten nicht gerade diese Nischen die Chance, Haushaltslöcher von Städten zu stopfen und kostengünstig eigene Bedürfnisse auf Kosten anderer zu befriedigen? Sarah Dostert, Coburg

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