Soziales

Zur Berichterstattung über die Streiks der Lokführer:

Der Traumberuf Tausender Kinder wurde seit der Privatisierung der Bundesbahn immer mehr zum Albtraum. Um Lokführer zu werden, waren früher folgende Voraussetzungen gefordert: 1. abgeschlossene Berufsausbildung in einem elektro- oder maschinentechnischen Beruf; 2. Fachschule mit Abschluss für den mittleren technischen Beamtendienst; 3. eine 18-monatige Lokführerausbildung mit Prüfungen im Betriebs-, Fach- und Fahrdienst; 4. Ausbildung und Prüfung auf allen Lokbaureihen und mehrmalige jährliche Schulungen in Betriebs- und Fachdienst bis ins hohe Alter. Als Lokführer wurden diese Leute im mittleren technischen Bundesbeamtendienst beschäftigt mit Aufstiegsmöglichkeiten von Lokführer z.A. (A 5) bis zum Lokbetriebsinspektor (A 9). Für den Ernstfall waren sie als Beamte verpflichtet, Militär- oder Munitionszüge zu fahren. Streiks kannte man, wenn überhaupt, nur aus Italien. Bei der Privatisierung der Bundesbahn war es politisch und wirtschaftlich nicht mehr gewünscht, verbeamtete Lokführer auszubilden und in den Führerstand zu setzen. In Kenntnis des deutschen Arbeitsrechts muss jedem Politiker damals klar gewesen sein, was ein Streik dieser Berufsgruppe für Auswirkungen auf Fahrgäste und Wirtschaft hat, zumal letztere ihre Lagerkapazität weitgehend auf die Autobahnen und das Schienengleis verlagert hat. Bei der neu gegründeten Deutsche Bahn AG wurden Lokführer eingruppiert wie bessere Hilfsarbeiter in der Privatindustrie. Überstunden sind die Regel, Personalbedarfszahlen geschönt, fahrdienstfremde Arbeiten üblich. Das eingesparte Geld wurde von Mehdorn & Co. verpulvert, für Projekte wie Bau der Bagdad-Bahn, Übernahme des Nahverkehrs auf Malta Lavaletta oder Nahverkehrsstrecken in England. Und in Deutschland verkommt das Schienennetz. Die Forderungen der GdL sind berechtigt und müssen, wenn nötig, mit Streiks erkämpft werden. Die Politik hat es in der Hand, zu Altbewährtem zurückzukehren, da sie hundertprozentiger Eigentümer der DBAG ist. Alois Thommes, Saarburg

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