Soziales

Zum Artikel "Luxemburger wollen mehr Urlaub" (TV vom 21./22. Januar) diese Meinung:

In Anbetracht des bereits heute hohen gesetzlichen Urlaubsanspruchs (im europäischen Vergleich an dritter Stelle) und des Umstands, dass die Anzahl der Urlaubstage sich um die Anzahl der Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, noch zusätzlich erhöht, scheint mir der aktuelle Urlaubsanspruch nicht das wirklich drängende Problem in Luxemburg zu sein. Da gibt es, jedenfalls für Eltern, viel wichtigere Baustellen, die ebenfalls mit dem Fernbleiben von der Arbeit zusammenhängen. Wenn beispielsweise ein Kind erkrankt, hat der Elternteil, der deshalb zu Hause bleibt, in Luxemburg gerade mal einen Freistellungsanspruch von zwei Tagen, während zum Beispiel in Deutschland bis zu zehn Tage pro Jahr das sogenannte Kinderpflegekrankengeld gezahlt wird. Wenn man sich vor Augen hält, dass ein Kleinkind durchschnittlich sechs banale Krankheiten (Erkältungen, Magen/Darm und so weiter) pro Jahr durchmacht (eher noch ein paar mehr, wenn es einen Kindergarten besucht), dann kann man diese Zahl von zwei Tagen nur als lächerlich und diejenigen, die eine solche Regelung eingeführt haben, nur als weltfremd bezeichnen. Da der tatsächliche Bedarf damit nicht annähernd gedeckt werden kann, sind Luxemburger Eltern gezwungen, entweder ihren Urlaub, der ja eigentlich der Erholung dienen soll, für die Kinderbetreuung einzusetzen, oder zu schummeln, indem sie sich selbst krankschreiben lassen. Hier sehe ich erheblichen Handlungsbedarf - vom völlig fehlenden Teilzeitanspruch für Eltern mal ganz zu schweigen. Dr. Stefan Spies, Trier

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