Soziales

Zum Leserbrief "Plötzlich wachsen Experten für frühkindliche Bildung aus dem Boden" (TV vom 5./6. Mai):

In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 4. April wurde auf Seite sieben eine weitere Expertenstudie des Kinder- und Jugendarztes und Leitenden Arztes des sozialpädiatrischen Zentrums Bielefeld, Dr. Rainer Böhm, veröffentlicht, die die Meinung des Leserbriefschreibers Andreas Weber stützt und um neue Forschungsergebnisse ergänzt. Die Ergebnisse der Studie können hier nur verkürzt wiedergegeben werden. Mit Hilfe einer neuen Messtechnik konnten bei Krippenkindern hohe Werte von Cortisol, dem Stresshormon, nachgewiesen werden, unabhängig von der Betreuungsqualität. Säuglinge und Kleinkinder können die Stressbelastung, hervorgerufen durch längere Trennung von Eltern und ungenügende Bewältigung der Gruppensituation, noch nicht in Worte fassen. Sie litten häufiger an Infektionen oder immunologischen Störungen wie Neurodermitis, mit negativen Folgen für die weitere Entwicklung und Ausbildung des Gehirns. Es fällt schwer, diese erschreckenden, jedoch objektiven Messergebnisse zu akzeptieren, besonders wenn die Kinder gerne die Kita besuchen und Mütter möglichst schnell wieder in ihren Beruf einsteigen möchten. Das Argument, wer staatlich subventionierte Angebote wie Theaterbesuche nicht wahrnehme, bekomme ja auch keinen Ausgleich, diffamiert die Leistung der zu Hause erziehenden Eltern, denn was leistet jemand für die Gemeinschaft, der Theateraufführungen nicht besucht?! Die Entscheidung für Kita-Betreuung oder die Erziehung zu Hause sollte jedoch frei von ökonomischen Erwägungen sein und den mündigen Bürgern, in diesem Fall den Eheleuten, überlassen bleiben. Durch ein Betreuungsgeld könnte die Erziehungsarbeit zu Hause wieder aufgewertet und die Wahlfreiheit der Eltern ermöglicht werden. Auf keinen Fall darf wiederholt werden: "Wir arbeiten, die anderen werden fürs Zuhausebleiben bezahlt!" Helga Hänold, Konz, Mutter von vier Kindern

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