Soziales

Zum Artikel "Rente erst mit 70? Bei vielen wächst die Angst vor Armut im Alter" (TV vom 5. Mai):

Das Thema Rente wurde von der Politik bisher eher stiefmütterlich behandelt. Riester, Rürup haben versagt. Altersarmut ist schon heute Realität. Wenn ich im Volksfreund die Kommentare der Bundestagsabgeordneten aus der Region lese, wird mir übel. Was sind denn das für Lösungen? Außer "wir müssen, wir sollten, wir brauchen, wir begrüßen" fällt den Politikern nichts ein. Ihre Aussagen sind einfallslos. Das Rentensystem ist nicht zu retten, und das Drehen an Stellschrauben löst die Probleme nicht. Längst sind wir im "digitalen Industriezeitalter" angekommen. Dies wird Massenarbeitslosigkeit und somit weniger Rentenbeitragszahler produzieren. Beispiel: In Supermärkten wird demnächst der Kunde (schon jetzt möglich) seine Ware digital einscannen und elektronisch bezahlen. Kassiererinnen werden nicht mehr gebraucht. Regale werden kameraüberwacht und die Ware nachts von Robotern aufgefüllt. Putzarbeiten werden von Robotern erledigt, denn Reinigungskräfte sind zu teuer. Der Mensch wird nicht mehr gebraucht. Nächstes Problem: die Beamtenpensionen. Weil über Jahrzehnte keine Rückstellungen gebildet wurden, besteht eine riesige Finanzlücke. Das wird den Staat, also uns Steuerzahler, Hunderte Milliarden Euro kosten - und das bei einer Staatsverschuldung von über 2,2 Billionen Euro. Dies sind nur zwei Beispiele dafür, dass man über ein grundsätzlich anderes Rentensystem nachdenken muss. Fähige, vorausdenkende Politiker hätten dies schon längst erkennen müssen. Wo sind sie? Hatten sie nicht in der Finanzkrise versprochen, die Banker an die Leine zu legen? Eine Umsatzsteuer auf Aktiengeschäfte von nur einem Prozent würde nicht nur Steuergerechtigkeit herstellen, sondern eine zusätzliche Geldlawine in die Rentenkasse spülen. Die derzeitigen Rentenbeiträge könnte man so zum Vorteil der Einzahler und der Unternehmen drastisch senken. Würde man diese Erlöse auf ein persönliches Rentenkonto der Bürger einzahlen, hätte der Staat keinerlei Zugriff für versicherungsfremde Leistungen. Und es gibt noch viele andere Möglichkeiten. Statt in Talkshows unintelligent, nichtssagend, ideenlos rumzudiskutieren und rumzudoktern, fordere ich die Politiker auf, sich mit zukunftsfähigen Alternativen zu beschäftigen, denn: "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und trotzdem zu hoffen, dass sich was zum Positiven ändert." (Albert Einstein) Hans-Joachim Selzer, Bernkastel-Kues

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