Soziales

Zum Artikel "Vermisste Seniorin tot aus der Mosel geborgen" (TV vom 19. Januar):

Leider ist schon wieder ein Demenzkranker aus dem Altenheim (Verwahranstalt) weggelaufen. Was sind das für Menschen, die sich nicht verantwortlich fühlen für die ihnen anvertrauten Kranken? Ich finde es menschenunwürdig, draußen bei Nässe und Kälte alleine sterben zu müssen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder müsste dieses Altenheim eine geschlossene Abteilung haben, oder man dürfte keine Demenzkranken mit Weglauftendenz aufnehmen. Das Altenheim habe ich mir letztes Jahr angesehen. Was ich dort gesehen habe, hat mir gereicht. Dort würde ich auch weglaufen. 20 Demenzkranke und eine Dame, die in einer offenen Küche beschäftigt war. Eine Kranke hat mit ihrem Kopf im Kuchenteller gelegen, die hätte genauso gut tot sein können. Selbst die Dame, die uns rundführte, hat dieser Situation keine Beachtung geschenkt. Es gibt durchaus Altenheime, die geeignet sind für Demente mit Weglauftendenz. Ob diese Heime gut sind, will ich dahinstellen, ein Heim ist niemals ein Daheim. In den meisten Altenheimen ist zu wenig Personal vorhanden und die, die dort arbeiten, sind überfordert und verdienen für diesen Knochenjob nicht angemessen. Ich betreue und pflege meinen Ehemann schon zehn Jahre. Ich weiß, wovon ich schreibe, ich könnte ein Buch füllen mit allem, was ich in dieser Zeit erlebt habe. Mein Mann war einen Tag zur Probe in einer Tagesbetreuung. Man hat mir gesagt: tut uns leid, dafür haben wir kein Personal. Das finde ich besser, als Menschen aufzunehmen, wenn das Heim damit überfordert ist. Die Heimaufsicht und das Gewerbeaufsichtsamt sind hier gefordert, damit sich so etwas nicht wiederholt. Ich rate jedem Angehörigen, der mit diesem Problem konfrontiert ist, sich rechtzeitig Unterstützung ins Haus zu holen, um dieser Herausforderung gewachsen zu sein. Angehörige sollten sich unbedingt einer Selbsthilfegruppe anschließen und die Angebote des Demenzzentrums in Trier in Anspruch nehmen. Eines steht fest: Meinen Mann werde ich in keine Verwahranstalt geben. Mein Mann wird auch nicht im Straßengraben oder in der Mosel sterben. Natalia Morgen, Trier

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