Soziales

Zum Artikel "Wartelisten statt Garantie - Ab heute Rechtsanspruch auf Krippenplatz" (TV vom 1. August):

Im Rahmen der konzeptionellen Weiterentwicklung unserer Kitas zu Tageseinrichtungen für Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren wird bundesweit händeringend nach qualifizierten Fachkräften gesucht. Das ist die große Herausforderung für den frühkindlichen Bildungsbereich zum jetzigen Zeitpunkt! Der Fachkräftemangel in den Tageseinrichtungen für Kinder zeichnet sich seit mehreren Jahren ab. Fachkräfte fehlen nicht plötzlich - der Mangel ist das Ergebnis einer verfehlten Politik. Ein frühzeitiges Agieren wäre seitens der Länder notwendig gewesen und kein hektisches Reagieren (unter anderem mit Kurzzeitausbildungen und Crashkursen sowie Aufweichen von Standards), ist doch die Entwicklung zu mehr qualifiziertem Fachpersonal seit Jahren bewusst, wie ein Auszug aus einem Brief kommunaler Kita-Leiterinnen des Kreises Bernkastel-Wittlich an die damalige Landrätin Beate Läsch-Weber im Rahmen der Tarifverhandlungen 2009 aufzeigt: "Unseres Erachtens gibt es stichhaltige Argumente, warum sich auch ein kommunaler Arbeitgeber für eine bessere Eingruppierung von Erzieherinnen und Erziehern aussprechen müsste. Es häufen sich Erfahrungen, wonach Stellen für Erzieherinnen und Erzieher nur noch schwer mit gut qualifiziertem Personal besetzt werden können. Die Situation dürfte sich auch für unsere Region weiter verschärfen, wenn im Zuge der Umsetzung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz für Zweijährige (2010) bzw. Einjährige (2013) ein Mehrbedarf an qualifizierten Fachkräften entsteht. Doch wie soll es gelingen, junge Schulabgängerinnen und Schulabgänger für diesen wichtigen Beruf zu gewinnen, wenn das zu erwartende Einkommen so wenig attraktiv ist und manchmal nicht ausreicht, um eine Familie davon zu ernähren?" Jungen und Mädchen ab dem ersten Lebensjahr haben seit 1. August 2013 ein Recht auf einen Platz in einer Kita. Dieser Platz sollte nicht nur bereitgestellt werden, sondern auch qualitativ den Bedürfnissen von jungen Kindern entsprechen. Das Kind muss begleitet werden von qualifizierten, motivierten und angemessen bezahlten Fachkräften in entsprechenden Rahmenbedingungen, welche den Kindern einen beziehungsvollen und bildungsfreudigen Kita-Alltag ermöglichen. Nach dem großen Kita-Bau-Programm muss jetzt ein Personal-Programm kommen, damit die Kinder nicht nur satt und sauber betreut werden, sondern auch mit bestmöglich qualifizierten Fachkräften sich weiterentwickeln und bilden können. Dem Recht auf einen Kita-Platz muss das Recht auf Bildung, Erziehung und Betreuung vorausgesetzt werden - so unsere gesetzliche Trias, die uns laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über Deutschland hinaus auszeichnet. Erni Schaaf-Peitz, Erzieherin und ehrenamtlich in der GEW für den Jugendhilfebereich mitarbeitend, Wittlich

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort