Soziales

Zur Berichterstattung über die Rentenreform (TV vom 29. Januar):

Ich höre immer: ein Geschenk für Mütter, die ihre Kinder vor 1992 geboren haben. Wieso Geschenk? Verstehe ich da etwas falsch? Es ist ein erster, notwendiger Schritt in Richtung der im Grundgesetz verankerten Gleichberechtigung, für deren Durchsetzung der Staat verantwortlich ist. Und die Mütterrente ist eine gesamtgesellschaftliche, über Steuern zu finanzierende Aufgabe. Marianne Lutz, Wasserliesch Betrug an der jungen Generation! Der von der großen Koalition gebilligte Gesetzentwurf zur Rente mit 63 ohne Abzüge ist der größte Fehler, den es je bei einer Rentenreform gegeben hat. Die CDU/CSU macht der SPD nur deshalb Zugeständnisse, damit ihre zu Recht geforderte Rentenaufbesserung für Mütter, die Kinder vor 1992 geboren haben, im Kabinett abgesegnet wird. Jedoch dürften die Mehrkosten nur über Steuermittel finanziert werden und nicht überwiegend aus der Rentenkasse. Die von der SPD im Wahlkampf versprochene Rente mit 63 ohne Abzüge ist eine Farce. Die Rentenkasse wird derart geplündert, dass bis 2018 die Überschüsse aufgebraucht sind und die Mehrkosten dann jährlich durch Steuermittel ersetzt werden müssen, mit 160 Milliarden Euro bis 2030. Das führt zwangsläufig zu Rentenbeitragserhöhungen und sicher zu Steuererhöhungen noch vor der nächsten Bundestagswahl. Selbst SPD-Politiker wie Gerhard Schröder halten diesen Gesetzesentwurf für einen schwerwiegenden Fehler. Die SPD hat sich längst von dem S (sozial) in ihrem Kürzel verabschiedet. Zudem werden Arbeitgeber vermehrt ihren älteren Mitarbeitern schmackhaft machen, mit 61 Jahren in die Arbeitslosigkeit zu gehen (24 Monate) und anschließend mit 63 Jahren in Rente. Ein Betrug an allen, die 45 Jahre in die Rentenkasse bezahlt haben, aber aus Gesundheitsgründen in Frührente gehen mussten und bis zu 18-prozentige Abzüge haben - ein Leben lang. Ich hoffe, dass viele Rentner dagegen klagen, weil die Gleichbehandlung nach dem Grundgesetz nicht gegeben ist. Fazit: Wahlversprechen werden mit allen Mitteln durchgesetzt, auch wenn sie noch so wahnwitzig sind. Hauptsache, man hat seine ältere Wahlklientel zufriedengestellt, auch wenn die junge Generation dafür die Zeche zahlen muss. Marcel Schanen, Gusterath Die meisten Berufstätigen fangen mit 16 Jahren an zu arbeiten. Wenn sie 63 Jahre alt sind, haben sie 47 Jahre lang Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt, also zwei Jahre länger als gesetzlich geplant. Diejenigen, die viel später einen Beruf ergreifen, sollen dann eben auch 45 Jahre arbeiten. Dann kann schon mal ein Rentenbeginn mit 72 Jahren erreicht werden. Das ist gerecht. Wohlgemerkt: Es geht hier nur um die abschlagfreie Rente. Es ist eine Sauerei, wie unsere Politikerkaste mit dem anvertrauten Geld für die Rente umgeht. Selbst zahlt sie keinen Cent in die Rentenkasse ein, plündert sie aber, um Haushaltslöcher zu stopfen. Über 1,2 Billionen D-Mark wurden seit 1957 von den Beiträgen der Rentenversicherten für Fremdleistungen ausgegeben. Darunter fallen Rentenzahlungen an Kriegsteilnehmer und Kriegerwitwen, Spätaussiedler, seit 1992 an Bürger der DDR, wegen Frühverrentung oder Kindererziehungszeit. Anstatt mal richtig auf die Barrikaden zu gehen, katzbuckeln wir weiter. Wir Deutschen sind schon ein komisches Volk. Cornell Bach, Trier

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