Soziales

Zur Berichterstattung über die Rente mit 63:

Die Rente mit 63 ist anscheinend das Ergebnis einer Arbeit von naiven und blauäugigen Politikern. Wie kann es sonst sein, dass für dieses Wahlversprechen im Jahr 2014 zusätzlich 4,6 Milliarden Euro aufgewendet werden müssen? Unternehmer, die so planen, gehen in die Insolvenz, der Häuslebauer, der so vorgeht, sieht irgendwann sein Haus unter dem Hammer. Von 2015 bis 2018 werden weitere Zusatzzahlungen in Höhe von einer Milliarde Euro pro Jahr erforderlich sein, der Rentenbeitragssatz soll aber von 18,9 auf 18,7 Prozent sinken, ist ja vollkommen logisch. Im Übrigen gilt die Blendwirkung der Rente mit 63 ja nicht für alle, ab dem Geburtsjahrgang 1964 heißt es Rente mit 67, und wer ab 2030 in Rente geht, hat noch sage und schreibe 43 Prozent Rentenniveau zu erwarten. Diese 43 Prozent sind das Ergebnis der Agenda 2010, dem größten Sozialabbau in der Geschichte der Bundesrepublik, eingeführt von Rot-Grün unter dem Beifall von CDU/CSU und FDP. Heißt: Wer 2030 in Rente geht, hat 13,5 Prozent weniger Rente, als der, der 2012 in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist, aber 24 Monate länger eingezahlt. Auch vollkommen logisch. Es ist also nicht die Summe der Einzahlungen ausschlaggebend für die Höhe der Rente, sondern wann man in Rente geht; der demografische Faktor lässt grüßen. Was nicht vergessen werden darf: Viele Leistungen und Wahlversprechen, die von der Solidargemeinschaft hätten getragen werden müssen (Steuereinnahmen), wurden verantwortungslos von unseren Regierungen der letzten Jahrzehnte aus der Rentenkasse gezahlt. Wenn also Politiker mal wieder in Talksendungen über leere Rentenkassen jammern, fehlt die Glaubwürdigkeit. Künftig werden viele Menschen in Rente gehen, die Anspruch auf Transferleistungen des Staates haben; gemeint ist die gesetzliche Grundsicherung in Höhe von 760 Euro, sofern kein Vermögen vorhanden ist. Die Grundsicherung steht jedem ab dem 67. Lebensjahr zu. Wer heute 1400 Euro netto verdient, kann sich ausrechnen, wie hoch seine Rente 2030 sein wird und ob er Anspruch auf die Grundsicherung hat. Das sind keine schönen Aussichten. Erschwerend kommt hinzu, dass wir leider in Deutschland den derzeit größten Billiglohnsektor in der EU haben. Wie sollen diese Menschen bitte schön von ihrem Lohn privat für das Alter vorsorgen? Nach dem Erwerbsleben im Billiglohn-Sektor wird man dann in die Altersarmut entlassen. Wie sieht es dann bei Pflegebedürftigkeit aus? Das sind die drängenden Fragen für die nächsten Jahre und nicht die Maut oder weiterer Blödsinn. Die Rente mit 63 ist sinnvoll, aber mit 63 Prozent! Jürgen Teusch, Wittlich

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