Soziales

Zur Berichterstattung über den Koalitionsvertrag von Union und SPD und zu Leserbriefen zum Thema Mütterrente:

Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Rentenerhöhung für ältere Mütter trifft auf eine Phalanx erbitterter Gegner quer durch die Parteien. Da ist, beispielsweise, der neue Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter, der in Bezug auf die Mütterrente von einem "Plündern der Rentenkasse" faselt. Annelie Buntenbach vom Gewerkschaftsbund bezeichnet die (bescheidene) Verbesserung als "schlechten Witz", FDP-Generalsekretär Döring als "kapitalen Fehler" und der CDU-Mittelstandspolitiker Carsten Linnemanns sowie Christian Freiherr von Stetten von der CDU-Wirtschaftsvereinigung verstiegen sich gar dazu, die Mütterrente als ein "Verbrechen an der nächsten Generation" zu bezeichnen. Dass alle diese Radikalkritiker einer jungen, wohlbetuchten Bevölkerungsschicht angehören, verwundert da nicht weiter, aber man nimmt staunend zur Kenntnis, dass der besagte Freiherr von Stetten sich artig bei der Bundeskanzlerin dafür bedankt, dass sie einer Steuererhöhung für die Besserverdienenden "standhaft" widerstanden hat. Nehmen ist halt auch für diese wohlsituierten (Frei-)Herren seliger denn Geben! Offenbar ist diesen Politikern sämtlich unbekannt, wie es überhaupt 1991 zu diesem Renten-"Sündenfall" kam: Kanzler Kohl bat im Vorfeld der 92er-Bundestagswahl seinen Arbeitsminister Blüm, sich um einen "starken" Wahlkampf-Gag Gedanken zu machen, der allerdings nicht allzu viel kosten dürfe. Blüm überlegte nicht lange und präsentierte seinem Freund Kohl den Vorschlag einer Anrechnung von Kindererziehungszeiten, aus Kostengründen jedoch nur für Kinder, die ab 1. Januar 1992 geboren werden. Damit war die Zwei-Klassen-Mütterrente in der Welt, diese himmelschreiende Gerechtigkeitslücke, die offensichtlich den Jungen und Wohlhabenden in diesem Lande so viel Bauchschmerzen bereitet. Barbara Körlings, Traben-Trarbach (Mutter von fünf Kindern, alle vor 1992 geboren)

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