STEUERN

Zum Kommentar "Lotto für Reiche" (TV vom 18. Dezember) und zur Diskussion um Gerechtigkeit diese Meinung:

Anfang des Jahres ist Thomas Piketty mit einem 800 Seiten starken Wirtschaftssachbuch, in dem er das Auseinanderdriften von Arm und Reich empirisch nachgewiesen hat, mit über 600 000 verkauften Exemplaren zum Superstar der Ökonomen geworden. Er hat damit der Zunahme der sozialen Ungerechtigkeit weltweit Aufmerksamkeit verschafft. Nachdem auch die "Tricks" der (Finanz-)Unternehmen in Steueroasen (zum Beispiel Junckers Beitrag für Luxemburg) in den Fokus der Öffentlichkeit geraten sind, hat nun das Bundesverfassungsgericht die Ungerechtigkeiten bei der Erhebung der Erbschaftssteuern angeprangert. Werner Kolhoff hat in seinem Kommentar und in den zusätzlichen Erläuterungen eindrucksvoll und umfassend die Zusammenhänge aufgezeigt und dem Leser Material zum Nachdenken geboten. Kann man diese Entwicklungen als zarten Hoffnungsschimmer bei der Bekämpfung der sozialen Ungerechtigkeiten in unsrer Gesellschaft betrachten? Von den Regierenden wird immer behauptet, es müsse gespart werden (schwarze Null) und es gäbe kein Geld mehr für soziale und wirtschaftliche Infrastrukturmaßnahmen. Wenn man allerdings bedenkt, dass Schulden auf der anderen Seite immer Vermögen gegenüberstehen, dann müsste der Staat (wenn man innerhalb des Systems denkt) das Geld dort holen, wo es sich immer mehr anhäuft. Als aufgeklärte Bürger sollten wir uns folgerichtig unseres Verstandes bedienen und uns mit den hier gebotenen und auch sonst vorhandenen Erläuterungen der Zusammenhänge auseinandersetzen und die Ergebnisse auch öffentlich diskutieren. So könnte ein Druck auf die Politik aufgebaut werden, um die Rahmenbedingungen im Sinne der sozialen Gerechtigkeit zu verändern. Ob diese Vorstellung naiv ist in einer Situation, in der das Geld-Oligopol (die immer beschworenen "Märkte") die Politik vor sich hertreibt, müsste detaillierter diskutiert werden. Jochen Starmanns, Altscheid

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort