Strahlendes Risiko

Zu den Berichten über die Gorleben-Proteste (TV vom 11. November):

Wenn man den Aufbau der Atomkraftwerke mit einem normalen Unbehagen und einer berechtigten Angst vor einer eventuellen Katastrophe verfolgt hat, ist man in großer Sorge, dass noch kein Endlager gefunden und eingerichtet worden ist. Die Zwischenlager Asse 2 und Morsleben in ehemaligen Salzlagerstollen, mit Atommüll beschickt, werden seit längerer Zeit durch eindringendes Wasser (Salzlauge) sowie Verrottung der Stahlblechtonnen zum Sicherheitsrisiko für die Region und die jetzige Bundesregierung.

Eine für den Bürger nicht zu verstehende und auch von bedeutenden Fachleuten bestrittene Maßnahme ist die sogenannte Versturztechnik. Der Atommüll wird nicht mehr in Tonnen aufgestapelt, sondern in Hohlräume abgeworfen. Dabei sind Fässer mit 400 Kilogramm Gewicht wie auch Fässer bis 1100 Kilogramm "verstürzt" worden. Kein normaler Mensch hätte es riskiert, den für immer gefährlich strahlenden Atommüll auf diese Weise zu entsorgen.

Proteste und Einwände von Bergbau-Ingenieuren wie auch der Umweltbehörde von Sachsen-Anhalt bezüglich zu erwartender Einsturzgefahr dieser Grubenhallen lehnte die damals zuständige Bundes-Umweltministerin Angela Merkel ab. Am 8. Juni 1995 teilte sie ihrer Amtskollegin von Sachsen-Anhalt mit, dass es kein Sicherheitsrisiko dort gebe und daher auch kein Anlass bestehe, die Einlagerung radioaktiver Abfälle in das von ihr genannte Endlager Morsleben zu stoppen. Eine weitere Einmischung vom Land Sachsen-Anhalt zu Morsleben verbat sie sich. Weiterhin ist man besorgt über das Austreten von Wasser der Grubenräume, das sich doch irgendwann im Grundwasserbereich wiederfinden wird. Unsere Nachkommen werden mit den Folgen zu kämpfen haben. Proteste, wie auch jetzt wieder bei dem Castor-Transport nach Gorleben, wird es immer geben, so lange es Atomkraftwerke gibt und kein sicheres Endlager. Eine Behinderung der Transporte durch gewalttätige Aktionen gegen Polizei und Schutzkräfte darf nicht geduldet werden. Letztere erfüllen nur ihre Pflicht, erleiden dabei oft Verletzungen. Wie lange können wir uns diese unnötigen und sehr hohen Kosten solcher Einsätze leisten? Diese Millionen fehlen an anderer Stelle für Aufgaben, die wichtiger sind. Proteste ohne Gewalt sowie Diskussionen und Gespräche mit den jeweils zuständigen Verantwortlichen haben eher Erfolg!

Erwin Weber, Langsur

Atomkraft

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