Strassenbau

Zu den Leserbriefen unter der Überschrift "Unsachliche Angriffe" (TV vom 2./3. April) und zur Hochmoselbrücke bei Zeltingen-Rachtig und Ürzig:

Die Reaktionen der Brückengegner auf meinen Leserbrief zu den Stabilisierungsmaßnahmen am Ürziger Hang unter der Hochmoselbrücke haben mich nicht überrascht. Es gibt viel Polemik und in den Raum gestellte Behauptungen. Allerdings habe ich wesentlich mehr positive Stimmen erhalten, für die ich mich bedanken möchte. Auf einige Punkte würde ich gern zum Abschluss des kleinen Brief-Scharmützels eingehen. Frau Dr. Reis sagt, ich würde den Expertenstatus des Lehrstuhlinhabers für Ingenieurgeologie und Hydrogeologie infrage stellen. Um es noch einmal zu betonen: Herr Prof. Dr. Azzam ist international anerkannter Geologe, kein Bauingenieur oder gar Fachmann für Brückenbau. Die meisten Leser kämen sicher nicht auf die Idee, zu Bandscheibenproblemen einen weltweit renommierten Biologen zu befragen, obwohl dieser zweifellos grundsätzliche biologische Erkenntnisse zum Befund beisteuern kann. Mit Diskreditierung hat meine Kritik nichts zu tun, die Reputation von Prof. Azzam auf seinem Fachgebiet erkenne ich ohne Einschränkung an, er sollte jedoch nicht in fremden Revieren wildern. Warum ist es der Initiative gegen den Bau der B 50 trotz eifrigster Suche nicht gelungen, einen renommierten Professor des Brückenbaus, in dem doch über die technischen Konsequenzen der zum Beispiel von den Geologen gesehenen Probleme entschieden wird, dazu zu bewegen, den Bau als unverantwortlich zu bezeichnen? Ganz entschieden ist der Behauptung des Professors zu widersprechen, dass mit dem Bau Menschenleben riskiert werden. Eine Gefährdung des Bauwerks wäre, wenn überhaupt, erst nach Jahrzehnten zu befürchten, es würden sich zuvor deutliche Verformungen zeigen, und die nun schon vorab auszuführenden Maßnahmen hätte man auch dann noch umsetzen können. Als Ultima Ratio wäre eine Sperrung immer möglich, der Straßenverkehr würde laufen wie zurzeit, also, um das Argument der Brückengegner zu übernehmen: problemlos. Im Übrigen überschätzt Herr Prof. Dr. Azzam meine Rolle bei der Planung des Bauwerks völlig. Zur Umsetzung eines solchen Projekts werden selbstverständlich renommierte Experten eingesetzt, Professoren im Bauwesen so wie Dr. Azzam in der Geologie. Die geologischen Grundlagen, die Voraussetzung zum Bau waren und Eingang in Planung und Ausschreibung der Brücke gefunden haben, wurden ausgerechnet von den Geologie-Professoren Dr. Krauter und Dr. Ehses in ihrer Zeit als Leiter des LGB (früher "Geologisches Landesamt") geliefert. Beide werden heute von Frau Dr. Reis als Brückengegner gefeiert und Prof. Ehses als Opfer politischer Intrigen bedauert. Die Planung wurde von einem auf dem Gebiet des Brückenbaus weltweit tätigen Ingenieurbüro unter der Federführung eines Professors aufgestellt, der zum Beispiel auch die Rügen-Anbindung, das größte deutsche Brücken-Projekt zur Zeit der Jahrtausendwende, konzipiert hat. Für die Gründungskonstruktionen wurde ein ebenfalls weltweit tätiges Baugrundinstitut eingeschaltet und in der Baudurchführung durch einen Grundbau-Fachmann, Professor an der TH Darmstadt, ergänzt. Schließlich wird der Bau selbst von einem Stahlbau-Professor aus Bochum begleitet, dessen Reputation mit Sicherheit nicht geringer ist als die von Prof. Dr. Azzam. Wenn Letzterer also von "Planungsfehlern" und "Gefährdung von Menschenleben" spricht, unterstellt er diesen Unsinn den zuvor genannten Spezialisten. Wolfgang Zerfaß, Gutweiler

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