STRASSENBAU

Zum Artikel "Streit über marode Brücken im Land" (TV vom 3. März):

Wenn man Infrastruktur (hier: Schienen, Straßen, Brücken) plant, dann plant man normalerweise nicht nur die Investitionskosten, sondern eine seriöse Planung umfasst auch die Folgekosten. Schließlich entsteht durch Nutzen eine Abnutzung. Um die zu kompensieren, hinterlegt man Finanzmittel (Abschreibungen), die so beschaffen sein müssen, dass regelmäßige Reparaturen geleistet werden können. Oben benannte Infrastrukturen haben einen Abschreibezeitraum von bis zu 50 Jahren, es muss jedes Jahr Geld zurückgelegt werden, um die Infrastruktur zu erhalten. Die Vernachlässigung durch die Politiker betrifft am deutlichsten die "Scharnierglieder" der Infrastrukturen: die Brücken. Eine Straße kann man behelfsmäßig weiterfahren, wenn auch mit Einschränkungen. Ist die Brücke abgängig, dann läuft nichts mehr. Diese Brückenproblematik ist seit Jahren bekannt, das Geld war immer schon rar. Lieber fuhr man auf Verschleiß. Im Jahr 2008 gab es einen "Glücksfall" für Rheinland-Pfalz: Es gab runde 270 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II. Anstatt die damals schon bekannten Brückenschäden zu beheben, was weitaus kostengünstiger gewesen wäre, baut man einen Hochmoselübergang, der inzwischen weit über 400 Millionen Euro kosten soll, Tendenz steil nach oben steigend. Der Investitionsstau wird bei Brücken und Ähnlichem derzeit auf etwa 300 Millionen Euro geschätzt. Locker hätte man alle Brücken in Rheinland-Pfalz mit dem Geld reparieren können. Falls der Hochmoselübergang mal fertig werden soll, dann müssen - politisch vorausschauend - auch die Abschreibungen auf 50 Jahre getätigt werden. Das heißt, jedes Jahr müssten dann acht Millionen Euro zur Seite gelegt werden. Bei der angestrebten "schwarzen Null" im Haushalt dürften dann die anderen Brücken wieder zu kurz kommen, von Straße und Schiene will ich gar nicht sprechen. Dr. Karl-Georg Schroll, Wiltingen

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