Strassenbau

Zur Berichterstattung über den Bau der Hochmoselbrücke bei Zeltingen-Rachtig sowie die Zweifel an der Statik (TV vom 30. Dezember und 4./5. Januar) diese Meinungen:

Wieso fällt es keinem Journalisten auf, dass Herr Ehses seine Position seit 13 Jahren innehat, die Brückenplanung seit mehreren Jahrzehnten läuft und der Beamte quasi als Whistleblower beim halb fertigen Bauwerk nun riesige Probleme sieht? Wenn er etwas zu sagen hat, dann ist er für geologische Probleme schon ewig zuständig gewesen, und das in hoher Position. Seine Einwände wären vor zehn und mehr Jahren sinnvoll gewesen. Dies jetzt erst zu tun, klingt sehr nach Mittelmoselhinterstübchen und wäre unabhängig vom wissenschaftlichen Gehalt ein Kündigungsgrund. Einerseits bei wissenschaftlich korrekter Aussage kämen die wichtigen Einwände viel zu spät, nachdem bereits große Summen investiert sind. Andererseits bei fehlerhafter Aussage wären sie erst recht ein Unding. Dass dies nicht im Interview hinterfragt wird, ist eine klare journalistische Fehlleistung. Herbert Hofmann, Wittlich Anm. d. Red.: Die im dpa-Bericht vom 30. Dezember nicht aufgeworfene Frage ist im Artikel von Katharina Hammermann (4./5. Januar) beantwortet worden: Dr. Ehses hat die Verantwortlichen vor Jahren auf das Problem hingewiesen, dies drang aber nicht in die Öffentlichkeit. Dem hochinteressanten Artikel von Frau Hammermann über die Probleme beim Bau der Hochmoselbrücke möchte ich als nahe der Baustelle lebender Bürger noch einige Fragen an die Regierung hinzufügen: 1. Müsste nicht nur vor dem Bau, sondern auch während und nach dem Bau der Ürziger Rutschhang überwacht werden? 2. Wie kann sichergestellt werden, dass die nun prüfenden Geologen nicht von der Regierung unter Druck gesetzt werden, damit das von ihr schon vorher in der Presse verkündete Ergebnis ("Es gibt kein Problem") auch erreicht wird? 3. Darf bei der sogenannten Worst-Case-Betrachtung des Baugrundes auch herauskommen, dass die Brücke in der geplanten Art und Weise nicht gebaut werden kann, oder ist diese Option aus Gründen der politischen Gesichtswahrung von vornherein ausgeschlossen? 4. Wer ist letztlich verantwortlich dafür, grünes Licht für den Bau im Ürziger Hang zu geben, und damit auch für eventuell auftretende Probleme haftbar? Ich bin dem Volksfreund sehr dankbar für seine bisherigen Artikel und hoffe, dass vielleicht auch diese Fragen in der zukünftigen Berichterstattung beantwortet werden können. Knut Aufermann, Ürzig "Unser Problem sind nicht die fehlenden, sondern die vorhandenen Gesetze." An diese Aussage musste ich spontan denken, als ich Frau Hammermanns Kommentar zur Brückenstatik las. Ja, es ist leider rechtlich zulässig, dass mit solchen Bauwerken angefangen wird, ohne dass diese Untersuchungen bereits komplett vorliegen. Nichts anderes besagt, wie unser rühriges BI-Mitglied und Dipl.-Geophysiker Helmut Körlings herausfand, die geltende Din 4149 (kompatibel mit Eurocode 8). Undenkbar, wenn man ein Einfamilienhaus bauen will. Die Folge davon, auch das spricht Frau Hammermann zu Recht an, ist die bevorstehende Kostenexplosion. Ursprünglich war ja gar keine tiefgründige Untersuchung des Ürziger Hangs vorgesehen. Und das konnten wir in unserem Klageverfahren seitens des BUND auch nicht einfordern, da wir auf rein naturschutzrechtliche Belange reduziert waren. Natürlich haben sowohl der BUND als auch die BI nicht lockergelassen, das immer wieder zu verlangen. Nicht ohne Grund wies die Wittlicher Geografin Dr. Elisabeth von den Hoff in ihren Einwendungen auf die besonderen Probleme durch die tektonische Verwerfung plus Folgen eines Vulkanausbruchs hin. Nicht umsonst sagt man in Ürzig: Hier kannst Du 60 Meter tief graben und findest keinen festen Grund. Schließlich gab es vor einigen Jahren erstmals tiefgründige Untersuchungen. Als ich einen der beteiligten Mitarbeiter traf und ihn nach dem Ergebnis fragte, sagte er: "Ja, das ist schon so, wie die Ürziger sagen. Aber der Ingenieur kann auch in der Wüste bauen." Auf meine Gegenfrage: "Könnte man dann nicht gleich Euros in die Bohrlöcher schmeißen?" folgte ein herzhaftes Lachen. Aber offiziell zugegeben wird diese finanzielle Problemlage nicht - jedenfalls bisher nicht. Vielleicht ändert sich das ja jetzt - und damit auch die Beurteilung des Vorhabens. Denn, auch wenn schon viel Geld ausgegeben wurde: Die Kostenbelastung bei einem sofortigen Baustopp wäre garantiert immer noch weit geringer als die zusätzlichen Kosten beim Weiterbau. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Heide Weidemann, Erden Anm. d. Red.: Frau Weidemann ist Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative Pro-Mosel und stellv. Landesvorsitzende des BUND. Es gibt diverse Diskussionen in den Medien über Brückenbauten, etwa in Dresden und die Aberkennung als Weltkulturerbe. Ich habe nie begriffen, wieso ein Brückenbau per se etwas Schlechtes sein soll, und warum die Verantwortlichen in Dresden nicht beispielsweise in genau dem historischen Stil wie die Brücke, die zum barocken Ensemble gehört, die neue Brücke gebaut haben? Es kommt doch nicht darauf an, ob Brücke oder nicht, sondern darauf, wie die Brücke sich ästhetisch in ihre Umgebung einfügt. Das ist doch das Wesentliche! Oder wenn ich an die seit Jahrzehnten angedachte und wieder verworfene Brücke im Rheintal zwischen Mainz und Koblenz denke. Mal abgesehen davon, dass es verständlicher Wunsch der Menschen ist, hier endlich eine Verbindung zu ermöglichen, frage ich mich: Was ist so schlimm an einer Brücke? Brücken verbinden, und es kommt meines Erachtens einzig auf die sinnvolle Gestaltung an, ob sie einen Schandfleck darstellen oder ob sie ein funktionales, verbindendes Element mit einer gleichzeitig der Umgebung angepassten, ästhetischen Gestaltung sind. Für mich gilt hier der Bauhausgrundsatz: Funktion und Aussehen müssen eine harmonische Einheit bilden! Es gibt hochgelobte, wunderschöne Beispiele: Golden Gate Bridge, Brücke von Wehlen, Theodor-Heuss-Brücke in Mainz ... Natürlich ist der Hochmoselübergang etwas völlig anderes, hier treffen die verschiedensten Interessen aufeinander, die sich gegenseitig widersprechen. Ich kann alle Argumente der jeweiligen Parteien verstehen. Gleichwohl gibt es auch hier Vergleichbares an der Mosel, etwa die Brücke bei Dieblich, die mittlerweile ein Fakt ist. Außerdem ist der Brückenbau bei Zeltingen derart fortgeschritten, dass er wohl kaum noch aufzuhalten ist. Monika Wächter, Wittlich

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