Strassenbau

Zum Artikel "Hochmoselbrücke wird viel teurer - Hang muss doch gesichert werden" und weiteren Beiträgen zum Thema (TV vom 5./6. und 7. März):

 Auf der Eifelseite: Vorarbeiten für den Sockel eines Pfeilers. TV-Foto: Klaus Kimmling

Auf der Eifelseite: Vorarbeiten für den Sockel eines Pfeilers. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (g_pol3 )

Jeder etwas erfahrene Geologe weiß, dass es bei bestimmten Fallkonstellationen besser ist, dem Georisiko aus dem Weg zu gehen, als es ingenieurtechnisch zu überplanen. Diese Erkenntnis scheint jetzt auch den Planern zu kommen. Man hat immer die Wahl zwischen hohem Risiko und hohen Kosten zur Abminderung des Risikos durch bautechnische Ausgleichsmaßnahmen. Um dies zu beurteilen, bedarf es keiner umfangreichen Untersuchungen, wenn die relevanten Randbedingungen offensichtlich sind wie in diesem Fall. Insofern haben wir hier eher ein Problem aufgrund fehlender planerischer Kompetenzen und durch den Glauben an "dem Ingenieur ist nichts zu schwer". Ulrich Probst, Beratender Ingenieurgeologe, Konz Ach, hätten wir doch 2004 gegen schwachsinnige Politik klagen können, aber dies ist in der deutschen Gesetzgebung wohlweislich nicht vorgesehen, ansonsten würden Gerichte vermutlich tsunami-artig mit Klagen überschwemmt, so bleibt halt nur stetig neuer Stoff für Sendungen wie "Mario Barth deckt auf!" oder die Rechnungshöfe. Obwohl wir schon damals Gefahren und Kosten im Blick hatten, mussten wir auf Vogelschutz und Mopsfledermaus als Klagegrund ausweichen, um vor dem OVG einen Planungsstopp durchzusetzen. In Folge fanden Gespräche im Mainzer Wirtschaftsministerium statt, die der Öffentlichkeit bisher vorenthalten wurden. Keiner kann allerdings allein die Mainzer Regierung für die heutige Kostenmisere zulasten des Steuerzahlers verantwortlich machen, auch die Opposition hat kräftig für den Brückenbau getrommelt und kann sich ihrer Verantwortung jetzt nicht entziehen, ich möchte nur stellvertretend die Herren Alex Licht, Peter Rauen und Peter Bleser nennen, mit denen ich so manche Podiumsdiskussion hatte. Der BUND und die BI (heute "ProMosel") legten im Verlauf dieser Mainzer Gespräche einige kostengünstige Alternativen auf den Tisch, bürger- beziehungsweise anwohnerfreundliche, preiswerte - auch in den Folgekosten! - Varianten gegenüber dem heutigen möglichen Milliardengrab. Ich wette, dass diese Summe annähernd erreicht werden wird, ganz abgesehen von den Folgekosten für unsere Kindeskinder: Die Brücke wird eine Million pro Jahr an Unterhaltung kosten, mit zunehmendem Alter steigend! Die Antwort des Ministeriums damals: "Entweder so oder gar nicht!" Das "Entweder so" wurde mit dem Urteil des BVerwG aus 2007 dann leider erreicht, und der Steuerzahler und seine Nachkommen für ein mit 7500 KFZ/Tag komplett sinnfreien und überteuerten, der aktuell gebaute RQ26-Querschnitt (bitte googeln!) ist für 20 000 bis 60 000 KFZ/Tag ausgelegt, Bundesstraßenausbau in die ewige Pflicht genommen. Karl-Gustav Kwasny, ehemaliger Vorsitzender der BI "AG Eifel-Mosel-Hunsrück in Bewegung" gegen die B50neu/Hochmoselübergang, Ürzig-Höhe Jetzt also doch weitere Sicherungsmaßnahmen für den Pfeiler im sogenannten Rutschhang. Bei den hierfür zu erwartenden Aufwendungen wäre es doch von Interesse, welche Änderungskosten zu erwarten wären, wenn auf den fraglichen Pfeiler ganz verzichtet würde und dafür eine Konstruktionsänderung auf eine Schrägseilkonstruktion mit Pylon auf dem ersten Pfeiler auf der Eifelseite gewählt würde. Dann wäre Ruhe, noch nicht einmal Gutachten bräuchte man. Allein zehn Rheinbrücken wurden in den letzten Jahrzehnten so gebaut. Natürlich, hätte, hätte, Fahrradkette. Aber selbst jetzt spart man wieder an zusätzlich möglicher Sicherheit. Nämlich an einer Oberflächenabdichtung unter und beiderseits neben dem Brückenteil über dem Rutschhang, damit erst gar kein Wasser in den Hang eintreten kann und damit unter Umständen eine Rutschbewegung auslöst. Gerhard Lenssen, Bernkastel-Kues Die Ausschreibung zur Fundament-Verstärkung eines Brückenpfeilers für die Hochmoselbrücke diente dem TV in seiner Wochenend-Ausgabe vor der Landtagswahl als Aufmacher mit gleich zwei großen Bildern und Platz für die Entrüstung einer Redakteurin im Namen des Steuerzahlers. Was hätte denn die Straßenbauverwaltung angesichts mehrerer Zweifel an der Standsicherheit tun sollen? Einfach wie geplant bauen? Oder den Brückenbau ganz einstellen? Frau de Mos nennt "die Politik". Wen meint sie da? Heinrich Holkenbrink war Verkehrsminister, als die Trassenführung vor über 30 Jahren festgelegt wurde. Rainer Brüderle war einer seiner Nachfolger. Peter Rauen war der große Promotor des Ausbaus der A60 Bitburg-Wittlich, der Fakten schuf. Niemand weiß wirklich, was dort im Berg los ist. Niemand kennt die Probleme und Kosten über Jahrzehnte voraus. Eine etwas coolere Berichterstattung führte vielleicht zu einer geringeren Auflage, dafür aber zu mehr Vertrauen vonseiten des Lesers. Norbert Kneib, Wittlich Jetzt bestätigt sich, was die Bürgerinitiative seit Jahren predigt - der Hochmoselübergang ist falsch geplant, der Hang rutscht, was die Politiker nie wahrhaben wollten, obwohl sie es hätten wissen müssen, die Pfeiler sind trotz deutscher Ingenieurskunst kaum zu stabilisieren. Jetzt kommt die Wahrheit an den Tag. Das heißt: Die Experten im Ministerium und die Rot-Grünen haben uns Bürger über Jahre hin belogen. Und jetzt werden wir von ihnen um unsere Steuergelder betrogen, indem wir die Mehrkosten in Millionenhöhe bezahlen müssen. Die Vorschläge, Argumente und Warnungen der Brückengegner wurden einfach nicht akzeptiert. Beschwichtigen will man uns, indem man argumentiert, dass der Bund für die Kosten aufkommt. Ein dreister Versuch der verantwortlichen Politiker, uns (gelinde gesagt) zu verdummen. Ich kann mich noch sehr gut an einen Ortstermin in Rachtig erinnern, als der damalige Minister Hering wegen seiner Beton-Politik kritisiert wurde und dieser lapidar und überheblich zu verstehen gab, dass er und seine Leute die Experten seien und, egal wie, die Brücke gebaut werde. Ebenso die Abgehobenheit und Arroganz des Staatssekretärs Dr. Kaufmann, der an der Podiumsdiskussion kompetente Kritiker wie Dr. Feuerbach, die Bürgerinitiative und besorgte Bürger abbügelte. Ach ja, nicht zu vergessen: Da waren beziehungsweise sind noch die Grünen-Wendehälse, die vorher gegen die Brücke waren; als die Chance bestand, in einer Koalition mit der SPD an die Fress tröge der Macht zu kommen, warfen sie ihre bisherige Politik über den Haufen und stimmten dem Bau der Hochmoselbrücke zu. Für sie gab es dann nur diese eine Lösung des Verkehrsproblems. Alternativlos! Jahrelang hat die Bürgerinitiative quasi wie Don Quijote gegen die Brücke gekämpft, leider ohne großen Rückhalt in der Bevölkerung. Die Bürger haben es zugelassen, dass die Brücke zum Millionen-, sorry, das war einmal, zum Milliardengrab wird. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass auch CDU und FDP für diese Brücke sind. Rheinland-Pfalz kann es sich ja leisten. Oder? Eines der höchstverschuldeten Länder. Es reicht. Endgültig. Sonst wird aus dem braven deutschen Michel doch noch ein Wutbürger. Hans-Joachim Selzer, Bernkastel-Kues Es scheint ein Naturgesetz zu sein: Die öffentliche Hand plant und schätzt Kosten und beginnt mit den Arbeiten. Bereits hier werden von den Ingenieuren in den Ministerien immer wieder eklatante Fehler gemacht, man denke nur an den Nürburgring oder den Flugplatz Hahn. Die Mahnungen von Experten werden in den Wind geschlagen, nach Jahren verteuert sich das ganze Vorhaben wie jetzt die Hochmoselbrücke, möglicherweise um 100 Millionen Euro. Interessanterweise erfahren die Bürger die wirkliche Summe erst am 14. März, also genau einen Tag nach der Wahl. Es scheint auch ein Naturgesetz zu sein, dass die Mehrheit der Bürger und Wähler dies klaglos hinnimmt nach dem Motto: "Naturgesetze kann man ja nicht ändern." Angesichts dieses Millionendesasters ist es ein Hohn, dass im Wahlkampf mit kostenfreien Kita-Plätzen geworben wird und trotz höchster Steuereinnahmen die Landesschulden durch Neuaufnahme von Krediten immer höher werden. Die TV-Redakteurin Katharina de Mos schreibt in ihrem Kommentar, dass die Bürger eine Antwort erwarten. Ich sehe das etwas anders: Die Bürger sollten die Antworten geben und die politisch Verantwortlichen in die Wüste schicken. Paul Adams, Bernkastel-Kues Es ist an Ignoranz und Dreistigkeit kaum zu überbieten, wie sich hier politische Entscheider über Sachverständigengutachten hinweggesetzt haben. Neben den im Artikel beschriebenen Gefahrenaspekten des "Kriechhangs" ist meiner Ansicht nach auch nicht außer Acht zu lassen, dass diese Brücke mit den Pfeilern auf der Eifelseite in einem Hotspot der Erdbebenregion Vulkaneifel liegt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass aus Gründen der Gefahrenabwehr dieses Bauwerk zwar wohl fertiggestellt, aber später gar nicht erst in Betrieb genommen werden kann. Zusammen mit dem Nürburgring und dem Hahn haben wir dann in Rheinland-Pfalz drei prachtvolle Investitionsruinen. Mein Vorschlag zur Alternativvermarktung schon jetzt: einfach einen Radweg draus machen, mit Kassenhäuschen an beiden Seiten und zusätzlich zur Brückenmaut gebührenpflichtige Führungen über die Brücke anbieten. Betriebswirtschaftlich seriös gerechnet, könnten sich so die Investitionskosten in etwas 250 Jahren amortisieren. Zu lange? Ach was! Der Gewinn, den die jeweiligen Nachfolgelandesregierungen durch den stetigen Hinweis auf die Fehlinvestition der Vorgängerregierungen schlagen, zahlt sich in allen Wahlkämpfen in den nächsten 250 Jahren entsprechend nachhaltig aus. Thomas Kirchen, Trier Na bravo - Steuergrab, das nächste. Als sich am Anfang der Planung und Veröffentlichung dieses Projekts erfahrene Fachleute zu Wort meldeten, dass der Eifelhang für die Brückenpfeiler nicht sicher genug sei, wurden sie von den besserwissenden Planern und Politikern als unqualifizierte Quertreiber abgetan und durch Um- und Absetzung mundtot gemacht. Nachfolgende Gutachten, die sehr viel Geld kosteten, besagten, je nach Auftraggeber, das aus, was diese hören wollten. Das Projekt wurde in Angriff genommen. Jetzt, wo es für ein Zurück zu spät ist, schreiben die im Vorfeld so klugen Planer und Politiker klammheimlich Hangsicherungsmaßnahmen in Höhe von 50 bis 100 Millionen Euro aus. Mit dieser Ausschreibung disqualifizieren und blamieren sie sich bis auf die Knochen. Die angenommenen Kosten von bis zu 100 Millionen Euro stammen von den gescholtenen Fachleuten, sie selbst beziffern sie auf maximal 20 Millionen Euro. Wem man jetzt glauben kann, liegt für mich klar auf der Hand. Wenn Politiker Großprojekte unterschiedlichster Art angehen, muss man mit einem Desaster rechnen, ich nenne nur vier Objekte von vielen, die Flughäfen Berlin, Hahn und Zweibrücken und den Nürburgring. Wenn der "gemeine" Bürger irgendetwas in den Sand setzt oder sich übernimmt, muss er selbst und allein dafür geradestehen. Politiker ohne jede nötige Fachausbildung dürfen wurschteln, wie sie wollen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, auch bei Milliardenverlusten. Schlimmstenfalls treten sie zurück und sind weiterhin sehr gut versorgt, der Steuerzahler wird's schon richten (müssen). Wann kommt endlich ein Gesetz, das besagt, dass handelnde Personen im öffentlichen Dienst und in der Politik für ihr Tun zur Verantwortung gezogen werden können, wie es bei Privatpersonen selbstverständlich ist? Diese Frage ist rhetorisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Herrschaften ein Gesetz initiieren, was letztendlich gegen sie selbst geht. Was noch infrage käme, wäre eine Haftpflichtversicherung für Politikerfehlgriffe, doch zweifele ich daran, dass sie die Beiträge bei ihren eng bemessenen Diäten aufbringen können. Wolfgang Schlick, Ayl-Biebelhausen Dem TV gebührt Dank dafür, das Dauerproblem "Hochmoselübergang" einmal erstseitig abzuhandeln. Allerdings: Der (durchaus erstklassige) Artikel von Katharina de Mos benötigt ein paar Ergänzungen: 1.) Die seit Ewigkeiten geltende Kostenzahl von 170 Millionen Euro ist nichts anderes als Sand in den Augen der Bürger. 2.) Fester Fels, liest man, beginnt in einer Tiefe von 70 Metern. Das ist falsch! Die Oberkante von bebauungsfähigem Gestein ist bis dato nicht bekannt. Sie liegt irgendwo unterhalb von 100 bis 120 Metern unter der Geländeoberkante! 3.) Die Skizze auf Seite drei zeigt das ganze Dilemma: Die Anker "münden" in der gleichen geologischen Formation (devo nischer Bruchschiefer) wie die Pfeilerfundamente. Bei Rutschungen, die ja den gesamten Hang erfassen, würden sie selbstverständlich mitbewegt. 4.) Das derzeit ärgste Manko: 2013 verlangte der Hauptgutachter Arcadis Sicherheiten in Bezug auf den kommenden Klimawandel. Das Ingenieurbüro HG in Gießen erstellte dazu ein Sickerwassergutachten. Der darin vorgestellte Ansatz eines Katastrophenniederschlags von 450 Millimeter/90 Tage ist um Längen falsch. Mit diesem Wert, der allenfalls als "sommerlicher Stark regen" bezeichnet werden kann, wurde als "beruhigende" Konsequenz der Arcadis-Frage vom Nebengutachter HG konstatiert: "Da der Sickerwasserdruck sich nicht verändert, ist jegliche Gefährdung durch einen Katastrophenniederschlag nach Einsetzen des Klimawandels auszuschließen." Der Hochmoselübergang wird also eifelseitig ein hochgefährdetes Katastrophenbauwerk sein. Als Geophysiker habe ich das fachliche Potenzial, dies zu erkennen! Helmut Körlings, Traben-Trarbach

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