Strassenbau

Zur Berichterstattung über den Hochmoselübergang (TV vom 5., 7., 10. und 18. März):

Und wieder hat, nach längerer Sendepause, der vom Volksfreund erkorene Experte Prof. Dr. Azzam eine Stellungnahme zum Bau der Hochmoselbrücke und zu den beabsichtigten Arbeiten zur Erhöhung der Standsicherheit des rechten Moselhangs abgegeben. Der Fachmann für Ingenieur- und Hydrogeologie, einem Fachbereich, der den Brückenbau gerade noch im Gründungsbereich tangiert, nennt Kosten der Sicherungsmaßnahmen in Höhe von 50 bis 100 Millionen Euro und hält den Bau für unverantwortlich. 1. Ob die Maßnahmen tatsächlich erforderlich sind oder nicht, kann kein Professor sowohl nach der einen als auch nach der anderen Seite letztlich beweisen. Schaden werden die Arbeiten sicherlich nicht, sie werden auch die Standsicherheit des Hanges erhöhen. Ob sie wirklich notwendig sind, bleibt offen. 2. Die "Bibel" der Bodenmechaniker, das Grundbau-Taschenbuch, sagt in Teil drei: "Wegen der Steilheit der Hänge und der Unsicherheit über die jeweils ungünstigen Wasser- und Bodenverhältnisse ist vielfach eine echte Standsicherheit im üblichen Sinne rechnerisch nicht nachweisbar …" und "Es wäre volkswirtschaftlich nicht vertretbar, bei derartigen Hängen gleich von Beginn an stets die aufwendigsten Stützsysteme zu errichten. Vielmehr muss besonders im Straßen- und Autobahnbau in Gebirgstälern mit kilometerlangen rutschverdächtigen Steilböschungen zwangsläufig mit "kalkuliertem Risiko" gearbeitet werden, indem bei bedeutend niedrigeren Baukosten und -zeiten eventuelle Ergänzungsarbeiten (und vertretbare Schäden) in Kauf genommen werden; diese kommen per saldo wesentlich billiger als die im Vorhinein ,absolut sicher' dimensionierten Konstruktionen." Leider wurde dieser Lehrsatz im Fall der Hochmoselbrücke nur im Verlauf der Planung berücksichtigt, die ein Konzept zur Beobachtung der Hangbewegungen auch nach Fertigstellung beinhaltete. Der Initiative der Brückengegner ist es zuzuschreiben, dass nun Sicherungsarbeiten zulasten des Steuerzahlers umgesetzt werden, die alle Eventualitäten abdecken sollen. 3. Die von Prof. Dr. Azzam genannten Kosten der Maßnahmen liegen um mindestens den Faktor fünf höher als die veranschlagte Kostenermittlung. Natürlich kann der Professor keine zutreffenderen Zahlen nennen, weil er mit der Baumaßnahme nicht befasst ist. Dann sollte er sich allerdings auch eine völlig daneben liegende Aussage verkneifen. Ich würde danach den Experten nicht einmal mehr zu den Baukosten meines Gartenhäuschens befragen. 4. Entgegen der Meinung des Professors existieren Brückenbauwerke auf wesentlich ungünstigerem Untergrund. In der Schweiz oder in Österreich könnte man noch heute nur auf Eselskarren die Alpen durchqueren, wollte man die Maßstäbe anlegen, die an der Moselbrücke gelten sollen. Die Golden Gate Bridge steht seit 79 Jahren über dem St.-Andreas-Graben, einem der erdbebenträchtigsten Gebiete der Welt, und in Japan würde keine Brücke den Anforderungen an die Hochmoselbrücke genügen. Unsere Nachbarn nennen das: "German Angst". Wolfgang Zerfaß, Gutweiler

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