Leserbrief Das Tempolimit ist ein nutzloser Umerziehungsversuch aus ideologischen Gründen

Geschwindigkeitsreduzierung auf Autobahnen

Zum Artikel „Mit der Raserei soll bald Schluss sein“ (TV vom 14. Juli):

Im Artikel wird angeführt, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung einen Beitrag zur Treibhausgasminderung leistet. Bei einer Begrenzung auf 120 Stundenkilometer für Autobahnen, 80 auf Landstraßen und 30 innerorts, so der  Artikel, seien 100 Millionen Tonnen CO2 bis 2034 einzusparen.

Ein Referenzjahr für diese Berechnungen wird nicht genannt. Nimmt man das Referenzjahr 2010 und legt ein Tempolimit von 120 zugrunde, würden die CO2-Emissionen um etwa zwei Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt werden können (Quelle: Verband der Automobilindustrie, VDA). Das wären 1,5 Prozent der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs insgesamt. Die gesamten CO2-Emissionen in Deutschland ließen sich durch das Tempolimit von 120 nur um 0,27 Prozent senken.

Weiter heißt es im Artikel, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 auf Autobahnen sei aus Sicherheitsgründen notwendig. Dabei sind sie die sichersten Straßen in Deutschland. Die im Artikel genannten Zahlen der Verkehrstoten aus dem Jahre 2020 von insgesamt 2700, davon rund 400 auf den Autobahnen, bestätigen deren Sicherheit im Vergleich zu nachgeordneten Straßen. Dort sollte daher die Verkehrssicherheitsarbeit ansetzen. Zur Begründung eines Tempolimits wird ebenfalls angeführt, dass andere Länder das bereits seit Jahren praktizieren. Untersuchungen zeigen aber, dass auf den Autobahnen einiger Länder mit Tempolimit mehr Verkehrstote zu verzeichnen sind. Zur Aussage, ein Tempolimit verhindere Staus, ist anzumerken, dass je ein Drittel der Staus durch Baustellen, durch Kapazitätsüberlastung und  durch Unfälle erzeugt werden (Antwort der Bundesregierung auf eine „Kleine Anfrage“, 2019).

Statt eines starren Tempolimits wäre ein telematikgestütztes Verkehrssteuerungssystem eine sinnvolle Lösung. Damit kann man bei Nebel, Glätte oder hohem Verkehrs­aufkommen zur Sicherheit beitragen. Dynamische, situationsabhängige Tempolimits würden sicher auf eine höhere Akzeptanz stoßen als eine ideologisch geprägte Geschwindigkeitsbegrenzung. Es spricht nichts dagegen, dass man auf nicht limitierten Autobahnabschnitten, zum Beispiel bei trockener Fahrbahn, guten Sichtbedingungen, wenig Verkehr, schneller als 130 fährt. Raserei ist dafür der falsche Begriff, weil er ein stetiges, unachtsames, unverantwortliches Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit in Situationen, die dies nicht zulassen, bezeichnet. Derart sinnlose Umerziehungen mündiger Bürgerinnen und Bürger aus ideologischen Gründen sind grundsätzlich nutzlos, so auch beim Tempolimit.

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