Theater

Zur Trierer Inszenierung der Operette "Im weißen Rössl":

In der idyllischen Kulisse des "weißen Rössl" ist das Liebesglück der handelnden Personen gehörig in Unordnung geraten. Doch am Ende finden alle irgendwie in dem überlebensgroßen Herzen, das über dem Bühnengeschehen ungeachtet aller Schwierigkeiten schwebt, ihren Platz. So will es das Gesetz der Operette, und so besiegelt entsprechend in der Trierer Aufführung auch der fulminante Goldregen, der sich am Ende über die Akteure ergießt, die befreiende Rückkehr zum zukunftsträchtigen Liebesversprechen der Paare. Können wir den Glücksarrangements dieses sich heiter präsentierenden Singspiels trauen? Die Trierer Inszenierung hat eine eigene nachvollziehbare Antwort gefunden. Mit geradezu karikatureskem Gestus legt sie die Scheinwelt der Glücksucher bloß und gelangt aus dieser Distanz heraus zu einer neuen spielerischen Annäherung an das Geschehen in der turbulenten Urlaubswelt des Wolfgangsees. Dieses Konzept wird von den auftretenden Künstlern und Künstlerinnen dank ihrer sängerischen und tänzerisch-akrobatischen Leistungen überzeugend umgesetzt. Das Publikum lässt sich gerne von dem Revuereigen der musikalischen Einlagen mitreißen. Als es sich begeistert aus den Sitzen erhebt und zum Schlussapplaus ansetzt, kann es dank des grandios in Szene gesetzten Spiels zugleich mit- und über das Gesehene und Gehörte lachen. Schön, dass es bei allen aktuellen Turbulenzen um das finanzielle Überleben des Theaters dennoch die professionelle Hingabe der Künstler an ein Tun gibt, das dem dankbaren Publikum solche im wahren Sinne erhebenden und zugleich charmant unterhaltenden Augenblicke im Trierer Theater schenkt. Dr. Karl Hölz, Gutweiler

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