Theater

Zum Kommentar "Er muss sich entscheiden" (TV vom 15. Juli) und zum Artikel "Rat stimmt Sibelius-Vertrag nicht zu" (TV vom 16./17. Juli):

 Genervt: Karl Sibelius alias Rose Divine in der Titelrolle der Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“ am Theater Trier. Foto: Vincenzo Laera

Genervt: Karl Sibelius alias Rose Divine in der Titelrolle der Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“ am Theater Trier. Foto: Vincenzo Laera

Foto: vincenzo laera (g_leser

Jörg Pistorius ist also der Meinung, dass Intendant Karl Sibelius weg muss. Er sei zu keinem Zeitpunkt der richtige Mann am Theater Trier gewesen. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Berichterstattungen von Jörg Pistorius. Was hat er eigentlich gegen die Person Sibelius? Ganz provokant frage ich andersherum: Ist Trier überhaupt bereit für eine modernere Theaterkultur? Natürlich sind Zuschauer, die Gräfin-Mariza-Aufführungen nachtrauern, enttäuscht. Aber in der kurzen Amtszeit von Sibelius hat der Spielplan viele Menschen bewegt, ins Theater zu gehen, die bei dem alten modrigen Geruch der 50er Jahre nicht den Weg dorthin gefunden hätten. Sibelius kam am 1. August 2015 nach Trier, der Haushaltsplan für das Theater stand, wurde ohne ihn, mit dem Kulturdezernenten aufgestellt. Ist er also - bei fünf Monaten Leitung im Jahr 2015 - für das in zwölf Monaten entstandene Defizit von 1,3 Millionen Euro verantwortlich? Die Behauptung ist kaufmännischer Unsinn. Und in fünf Monaten 1,3 Millionen Euro einzusparen, noch größeres unsinniges Verlangen. In einem Bericht des TV vom 13. Juni 2013 ist zu lesen, dass die Stadt dem Theater 2011 rund 400 000 Euro plus tarifliche Lohnerhöhungen (plus fast 100 000 Euro pro Prozent und Jahr) zuschießen musste. Nun kann man sich ausrechnen, was in den folgenden Jahren jährlich an Minus im Theaterhaushalt erwirtschaftet wurde und wird. Auch mit dieser Vergangenheit hat ein Intendant in Trier klarzukommen. Aber meiner Meinung nach ist die finanzielle Situation nur vordergründig, vielmehr wollen verschiedene Stellen, Politik und Journalisten, den freiwilligen Abgang von Herrn Sibelius. Er spricht nicht die gleiche Sprache. Trier ist seiner Auffassung von Kunst noch nicht würdig. Sibelius ist Künstler. Um die Finanzen sollte sich wirklich ein Fachmann kümmern, kein Verwaltungsmensch. Dann kann das ja gleich Kulturdezernent Thomas Egger übernehmen. Dort liegt nämlich der Kern der Misere. Warum ist der Stadtrat nicht auf den Vorschlag von Sibelius eingegangen, einen Finanzfachmann an seine Seite zu stellen? Dann, nur dann könnte der Intendant seinem Beruf, zu dem er berufen ist, nachgehen. Ihrer Berufung in dieser Theaterkomödie sind andere schuldig geblieben. Alfred Pelzer, Trier Jörg Pistorius vertritt die Meinung, dass das mögliche Auslaufen des Vertrags mit Intendant Karl Sibelius den nächsten Gau für die Trierer Kultur bedeute. Dazu kann man aber gut und gerne genau gegenteiliger Ansicht sein. Kann das Chaos, das Herr Sibelius in dem Jahr seiner Tätigkeit in Trier angerichtet hat, eigentlich noch größer werden? Wohl kaum. Auch ließe sich bestimmt jemand finden, vielleicht der ehemalige Theaterchef Gerhard Weber, der bis zur Findung eines neuen Intendanten für eine Interims-Lösung zur Verfügung stünde. Für die Besucher des Theaters und die Finanzen der Stadt Trier wäre es ein Segen, wenn Sibelius' Tätigkeit in Trier so schnell wie möglich beendet würde. Das einfache Auslaufenlassen seines Vertrages wäre eine elegante Lösung, sein unheilvolles Wirken in Trier zu beenden. Das ginge dann ohne Verhandlungen und ohne andere komplizierte Schritte. Dass Kulturdezernent Thomas Egger einen Vertragsentwurf erarbeitet hat, in dem der Intendant immer noch das höchste Gehalt aller Beschäftigten des Rathauses bezöge, kann man nur als Unverschämtheit bezeichnen. Was reitet Herrn Egger, so zu handeln? Glaubt er, die erste Fehlentscheidung, Herrn Sibelius nach Trier zu holen, aus dem Bewusstsein der Trierer verdrängen zu können, indem er immer neue Wege findet, diesen Intendanten in Trier zu halten? Da offensichtlich Herr Egger nicht zum Wohl der Theaterbesucher und der Stadt Trier handeln will oder kann, wäre es das Beste, wenn auch er sein Amt, das ihn sichtlich überfordert, aufgäbe. Der Stadtrat wäre gut beraten, dem überarbeiteten Vertrag ganz einfach die Zustimmung zu verweigern. Bernd Schneiders, Trier

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