Theater

Zum Leserbrief "Raus aus dem Dornröschenschlaf (TV vom 13. Januar):

Über die inhaltliche Ausrichtung und die inszenatorische Gestaltung beziehungsweise die gesamte Neugestaltung des Trierer Theaters unter der Intendanz von Karl Sibelius ist in den letzten Wochen und Monaten in Leserbriefen viel Zustimmendes und noch mehr Kritisches oder Ablehnendes geäußert worden. Ich will mich hier nicht in den Chor der Kritiker einreihen (auch wenn ich auf der neuen Welle nicht mitschwimmen kann), aber doch feststellen, dass der Leserbrief von Karla Kroon - geradezu eine "Jubelarie" über die neue Theaterausrichtung - weit übers Ziel hinausschießt mit der Feststellung: "Raus aus dem Dornröschenschlaf!" Als wäre das Theater unter der Intendanz vergangener Theaterleiter wie Gerhard Weber oder Heinz Lukas-Kindermann im "Dornröschenschlaf" erstarrt gewesen. Dem ist entschieden zu widersprechen. In Trier wurde in den vergangenen Spielzeiten gutes, leistungsstarkes und nicht verstaubtes Theater mit sehr guten Künstlern geboten, offen für problemorientierte Regiekonzepte und spannende Aufführungen. Natürlich konnte man auch in den vergangenen Jahren manches kritisieren. Davon lebt ja auch das Theater. Aber im "Dornröschenschlaf" verharrte das Theater nicht, sondern es präsentierte sich vital und innovativ. Außerdem bewertet Frau Kroon den fast totalen Austausch des Künstlerteams geradezu wie eine Nebensächlichkeit, wenn sie feststellt: "Den einen oder anderen trifft es schmerzhaft im ehemaligen Team, aber das spielt sich im ‚Außertheaterbereich', sprich im allgemeinen Wirtschaftsleben, auch ab." Als könnte man das miteinander vergleichen. Das drückt wenig Einfühlungsvermögen für das nach der alten Spielzeit fristlos gekündigte Künstlerpersonal aus. Ich selbst weiß aus einem Gespräch mit einem der besten Opernsänger der vergangenen Jahre am Theater Trier, wie hart die Entscheidung des neuen Intendanten die Künstler getroffen hat angesichts der Tatsache, dass eine Bewerbung mit Vorsingen des betreffenden Sängers an verschiedenen deutschen Theatern nicht zu einem neuen Engagement geführt hat. Welche Perspektive hat ein solcher gut ausgebildeter Künstler? Und das ist kein Einzelfall, wie ich weiß. Ernst Neumann, Gutweiler

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