Theater

Zur Berichterstattung über die Personalplanungen des designierten Trierer Intendanten Karl Sibelius:

"Fire - then hire?" Vielleicht! Auch wenn viele Intendanten auf ebenso unsoziale Weise wie Karl Sibelius ihren eigenen Neubeginn an Theatern inszenieren, erschreckt die Brutalität einer angedrohten Entlassung der vielen Künstler des Trierer Theaters. Die verharmlosende Phrase "wir wollen mit allen sprechen die nicht unkündbar sind", ist zynisch, der Satz müsste eher lauten: "Wir werfen euch alle ohne Ansehen bisheriger künstlerischer Leistungen erst mal \'raus - mit etwas Glück dürfen einige vielleicht dann doch noch ein bisschen länger bleiben!" Sibelius\' Vorgehen zeigt, dass das System der Solo-Verträge für Solisten sozial rückständig ist und in vielen Fällen zu großen Verunsicherungen und Ängsten führt: Wer mag jetzt in der Haut eines Künstlers stecken, der vielleicht Familie hat, sich in Trier eingelebt hat? Was auch befremdet, ist die Tatsache, dass offenbar die Leistungen, die bislang erbracht wurden, nicht zählen - da wird erst mal der Faden zerschnitten, die Vergangenheit unter den Tisch gewischt, die künstlerische Identität bedroht. Es gibt Intendanten - auch Regisseure - die ihre Rolle anders verstehen: Primär geht es ihnen darum, ihr Ensemble zu entwickeln, die Ressourcen zu fördern, das Neue zu wecken. Wir wissen alle, dass ermutigte Menschen, die motiviert sind und künstlerische Perspektiven erhalten, über sich hinauswachsen können - genau so, wie wir wissen, dass noch so begabte Menschen durch Missgunst und Vernachlässigung extrem an Leistung verlieren können. Sicherlich muss man als kreativer Intendant auch harte Entscheidungen fällen - aber harte Entscheidungen, lieber Herr Sibelius, sind noch kein Zeichen besonderer künstlerischer Kreativität! Die Schauspieler und Sänger, denen Sie so hastig kündigen, haben mit Herzblut um das Trierer Theater gekämpft - mit den allermeisten dieser durch Notzeiten zusammengewachsenen Menschen können Sie Großartiges erreichen - verspielen Sie diese Chance nicht! Christoph Günschmann, Mönchengladbach In welcher (Theater-)Welt leben wir eigentlich? Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass nahezu das gesamte künstlerische Personal vor die Tür gesetzt wird. Ist das Publikum unzufrieden? Ganz im Gegenteil: Jedes Jahr über 100 000 Besucher sagen etwas anderes. Vor nicht allzu langer Zeit hat sich insbesondere das künstlerische Personal in einer ausgesprochen kritischen Situation für das Theater mit hohem persönlichen Einsatz erfolgreich für den Fortbestand des Drei-Sparten-Hauses eingesetzt. Und nun trennt sich der designierte Intendant von diesen Mitarbeitern! Die Usancen des Theaterbetriebes mögen die Vorgehensweise wohl abdecken, in diesem speziellen Fall mangelt es jedoch offensichtlich an der gebotenen Fairness und Souveränität. Gerhard Weber als derzeitiger Intendant und sein Vorgänger Heinz Lukas-Kindermann haben hier Größe bewiesen. Als langjährige Abonnenten und Besucher des Theaters bedauern wir diese Entwicklung sehr. Auf diesem Wege danken wir allen Künstlern des Theaters für ihre großartigen Darbietungen, die wir stets sehr genossen haben, und wünschen alles Gute. Christa und Dieter Loeding, Badem

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