Wein Tief verwurzelte Freundschaft

Zum Artikel „Moselwinzer baut Champagner aus“ (TV vom 10. Februar):

Der Beitrag hat mich sehr gefreut. In diesen Zeiten, wo man in den Medien viel Negatives liest, vom ­Brexit, von nationalistischen Tönen in den EU-Mitgliedstaaten, von „mein Land zuerst“, von verweigertem Handschlag unter Politikern, von Abschiebungen, Ausgrenzung und Mauerbau und so weiter, da löst dieser Bericht von gelebter alltäglicher Freundschaft zwischen Franzosen und Deutschen – so selbstverständlich wie dies sein sollte – bei mir ein Glücksempfinden aus. Dass es dem Moselwinzer Klaus Herres aus Leiwen zudem gelungen ist, einen Grand Cru Champagner Brut abzufüllen, ist eine großartige Leistung.

Dass er als Deutscher in die Bruderschaft der Champagner-Erzeuger von Le Mésnil-sur-Oger aufgenommen wurde, ist ein großartiges symbolisches Zeichen seitens der Franzosen.

Im Erfahrungsaustausch mit dem französischen Winzer Julien Launois von der Partnergemeinde in der Champagne leben diese beiden Winzer ganz selbstverständlich die deutsch-französische Freundschaft. Wunderbar einfach, eine Win-win-Situation, von der alle profitieren.

Neben dem wirtschaftlichen Aspekt aber profitiert vor allem die deutsch-französische Freundschaft, deren Fortbestand und Verfestigung uns in einem geeinten Europa weiterhin allen am Herzen liegen sollte, wie die freundschaftlichen Beziehungen zu allen anderen Nationen selbstverständlich auch.

Durch viele dieser kleinen Freundschaften wächst ein festes Netzwerk zusammen, das Europa zusammenhält. Das Fundament Europa basiert auf solchen Freundschaften im Kleinen und Alltäglichen, wo einer vom anderen lernt und man sich gegenseitig austauscht und Verständnis füreinander aufbringt. Deshalb sind die Ortspartnerschaften so enorm wichtig und werden sich hoffentlich ständig weiter festigen. Die Basis und die Menschen vor Ort machen es vor, wie es in der großen Politik auch funktionieren könnte.

Die Jumelage (Partnerschaft) zwischen Leiwen und Le Mésnil-sur-Oger gibt es bereits seit den 1950er Jahren. Die freundschaftlichen Beziehungen begannen also schon wenige Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges. Seitdem besuchen sich die Einwohner der Partnergemeinden gegenseitig zu den Weinfesten in der Champagne und in Leiwen. Die Freundschaft hat Generationen überdauert und ist inzwischen bei den Menschen tief verwurzelt.

Grenzüberschreitende Freundschaften sind Garanten des Friedens und müssen alltäglich gelebt und aktiv gepflegt werden, es sind keine Selbstläufer. Der Frieden ist es auch nicht, man muss immer wieder aktiv daran arbeiten.

Thomas B. Becker, Schweich

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