Tiere

Zum Artikel "Straßenhunde aus dem Ausland gewöhnen sich nur schwer ein" (TV vom 30. Juli):

Der Titel lässt darauf schließen, dass Tierschützer die verwahrlosten Straßenhunde in Süd- und Osteuropa, die ihr trauriges Leben damit verbringen müssen, die Mülltonnen nach etwas Fressbarem zu durchwühlen, einfangen und dann massenweise nach Deutschland vermitteln. Das stimmt keinesfalls. In Wahrheit sind es Tiere, die von ihren Besitzern rücksichtslos "entsorgt" worden sind. Die Ursachen sind unterschiedlich: Die Besitzer haben kein Geld mehr für das Futter, der Welpe ist mit acht Monaten doch nicht mehr so niedlich, der Hund macht Arbeit, der Besitzer muss ins Pflegeheim und der Hund wird von der Familie nicht übernommen usw. Die meisten Tiere hatten demnach eine Familie und sind daher auch gut sozialisiert. Es stimmt keinesfalls, dass alle Hunde aus dem Süden mit Mittelmeerkrankheiten oder Herzwürmern angesteckt sind. Natürlich gibt es auch Tierschutzvereine, die anscheinend kranke Hunde nach Deutschland vermitteln, ohne Vor- oder Nachkontrollen, das hat für mich aber nichts mit "Tierschutz" zu tun. Ich setze mich seit einiger Zeit für Hunde aus Italien ein, die oft jahrelang in diesen schrecklichen "Canili" vor sich hinvegetieren müssen, ohne tierärztliche Versorgung, ohne anständiges Futter, ohne sauberes Wasser, zusammengepfercht mit vielen Leidensgenossen in viel zu engen Zwingern, zum Nichtstun verdammt, wartend auf den Tod. In diesen Hundelagern sitzen oft über 1000 Hunde, von Gott und der Welt vergessen. Was haben diese Tiere falsch gemacht? Rein gar nichts. Sie sind nur an einem Ort zur Welt gekommen, wo Tierschutz inexistent ist und die Tiere den Menschen meistens egal sind. Diese Tiere haben keine Lobby. Wir haben in den letzten Jahren etliche Hunde aus dieser Hölle geholt, und, was soll ich sagen, die allermeisten sind nach ein paar Tagen in ihrer neuen Familie nicht wiederzuerkennen. Aus schlecht genährten, verschüchterten, verängstigten Hunden werden binnen kurzer Zeit wunderschöne Tiere. Alle Tiere sind bei ihrer Ausreise gechipt, geimpft und kastriert. Eine Schutzgebühr von 300 Euro für einen Hund unter acht Jahren ist daher meines Erachtens nach völlig angebracht, auch Tierschutzvereine müssen die Tierarztkosten tragen, und der Transport kostet auch nicht gerade wenig. Diese Tiere sind sehr dankbar für das neue Leben, was ihnen geschenkt wird, und all die schönen Fotos von ihren neuen Familien geben uns immer wieder die nötige Kraft weiterzumachen, trotz vieler Schwierigkeiten und Rückschläge. Fabienne Trienekens, Consdorf/Luxemburg Es ist keinesfalls richtig, dass Hunde, die auf der Straße gelebt haben, sich nur schwer an ein Leben im Haus, Stubenreinheit und eine Leine gewöhnen können. Wir haben bereits in den letzten fast zehn Jahren mehr als 250 Vorkontrollen für den Tierschutz übernommen, ohne die Nachkontrollen, die wir den Tierschutzvereinen grundsätzlich anbieten. Meistens ging es dabei um die Vermittlung von Hunden aus dem Ausland. Nach der Vermittlung des Hundes halten wir immer noch Kontakt zu den Adoptanten und daher wissen wir, wie gut das Miteinander von Mensch und Tier funktioniert. Bei unseren Hausbesuchen können wir uns selbst davon überzeugen. Wir denken, dass wir das schon beurteilen können angesichts der Vielzahl von Vermittlungen, an denen wir rein ehrenamtlich beteiligt waren. Happy -End-Geschichten auf den Homepages der Vereine bestätigen dies ebenfalls. Natürlich benötigt jeder Hund eine gewisse Eingewöhnungsphase und ist auch manchmal verängstigt. Auch Hunde merken, wenn man es gut mit ihnen meint. Die Stubenreinheit wird meistens sehr schnell erlernt und auch die Leinenführung, die schon mal im Einzelfalle etwas Zeit benötigt. Hunde, die aus dem Ausland kommen, versuchen alles, um es ihren neuen Besitzern recht zu machen; sind für alles Liebe und Gute, das man ihnen antut, dankbar. Möchten niemals unangenehm auffallen. Sind sehr anpassungsfähig und lieb. Es trifft ebenfalls nicht zu, dass die Sozialisierungsphase im Alter von 12 bis 14 Wochen endet und die Tiere später Angst bekommen würden, weil sie es bis dahin noch nicht gelernt haben. Mit viel Liebe des neuen Besitzers sind diese Hunde zu allem bereit. Durch ihr Leben auf der Straße und oftmals im Rudel kämpfen sie täglich miteinander ums Überleben und sind meist auch katzenverträglich. Unsere Tierschutzhunde, die in einem Alter von etwa zwei bis drei Jahren zu uns kamen, waren von Anfang an unproblematisch in jeder Beziehung. Nur lieb und dankbar und versuchen, uns alles recht zu machen, noch heute nach fast zehn Jahren. Hunde, die aus dem Ausland durch seriöse Tierschutzvereine nach Deutschland kommen, sind geimpft, gechipt, entwurmt und auf Mittelmeerkrankheiten behandelt, falls erforderlich. Und noch lange hat nicht jeder Hund die Leishmaniose oder Herzwürmer. Auch können Menschen diesbezüglich nicht von Hunden infiziert werden, was aber in dem Artikel von Frau Riedel mißverständlich zum Ausdruck kommt. Wir Tierschützer freuen uns über jeden armen Hund, der es geschafft hat und ein liebes und verantwortungsvolles Zuhause gefunden hat, denn Tierschutz kennt keine Grenzen! Brigitte und Eckart Wedler, Gusterath Wie kann eine Tierärztin solche Dinge behaupten? Genau das Gegenteil ist der Fall. Diese Hunde sind ausgesprochen sozial, dankbar für jede Zuwendung und gewöhnen sich binnen weniger Tage in ihrem neuen Zuhause ein. Ich rette seit nunmehr fünf Jahren Hunde aus dem Ausland und habe nur glückliche Adoptanten, die mich mittlerweile weiterempfehlen, weil ich ihnen so einen tollen Gefährten vermittelt habe. Krankheiten können sich die Tiere auch während eines Auslandsurlaubs einfangen, und Borreliose, Anaplasmose und Ehrlichiose werden mittlerweile auch durch unsere heimischen Zecken übertragen. Dagegen hilft übrigens ein simples Scalibor-Halsband. Außerdem: Wer hilft den armen Kreaturen dort unten, wenn wir es nicht mehr tun? Silke Wichtendahl, Alfeld (Leine)

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