Tiere

Zum Artikel "Schmuggler aus Osteuropa bringen illegal Kampfhunde in die Region" und zum "Schwerpunkt" (TV vom 12. April):

In den Beiträgen über die Gefährlichkeit von Kampfhunden sind einige Aussagen aufgeführt, die einem kritischen Faktencheck nicht standhalten. Auch wenn dies vielfach behauptet wird, ist der Deutsche Schäferhund nicht "gefährlicher" als der Pitbull; vielmehr muss, wie auch die Expertin Jennifer Sonnendecker anmerkt, die Anzahl der gehaltenen Tiere dieser Rassen bei der Bewertung ihrer Gefährlichkeit in Betracht gezogen werden. Für Kampfhunde in Deutschland wird eine Zahl von bis zu 40 000 Tiere angegeben (Wikipedia), für den Schäferhund mehr als eine Million (VDH). Aus den Landesbeiß-Statistiken und den dokumentierten Todesfällen durch Hundeattacken - durchschnittlich 3,9 Tote pro Jahr (Wikipedia) und 58 in den Jahren 1968 bis 2005 (maulkorbzwang.de) - ließe sich schließen, dass mit etwa 17 Toten pro Jahr gerechnet werden könnte, wenn alle 6,8 Millionen Hunde in Deutschland Kampfhunde wären. Wären alle Schäferhunde, würde sich die Zahl der tödlichen Unfälle pro Jahr auf 4,7 reduzieren, bei Königspudeln auf null. Die Aussage des Vorsitzenden des Tierschutzbundes Rheinland-Pfalz, Andreas Lindig, nach der "kein Hund von Grund auf aggressiv" sei, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Der sogenannte Behaviorismus, nach dem Verhaltenseigenschaften allein auf Übung und Erziehung beruhen und individuell angeborene Faktoren keine Rolle spielen, gilt seit langem als überholt. Wäre dies anders, könnten verantwortlich handelnde Rassehundezüchter alle Bemühungen um ihre Zuchtwahl auf "Wesenseigenschaften", wie etwa Menschen- und Tierfreundlichkeit, vergessen. Ebenso wäre das erfolgreiche "Farmfuchs-Experiment", bei dem es dem russischen Genetiker Dmitri Beljajew in den 1940er Jahren gelang, aus ängstlichen und aggressiven Wildfüchsen allein durch darwin'sche Selektion in nur 30 Generationen überaus zahme und menschenbezogene Tiere zu züchten, kaum gelungen. Bei Kampfhunden wurden vermutlich die Verhaltensweisen "Rivalenkampf" und "Beute machen" züchterisch gekoppelt, sodass einige Vertreter dieser Rassen dazu neigen, andere Hunde - aber auch Menschen - als "Beute" zu betrachten und sie ohne Anzeichen von Drohverhalten, wie etwa Knurren und gesträubtes Fell, unvermittelt zu attackieren. Solche Tiere darf man sicherlich als "von Grund auf" canine Psychopathen ansehen. Professor Dr. rer. nat. Jobst Meyer, Diplom-Biologe, Trier

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