Leserbrief Tötungen in Frankreich: Vermeiden wir eine Segmentierung!

Femizide

Zu „Sonntagsruhe für Wildschwein und Co.“ (TV vom 16. November):

Zunächst verblüfft und dann beklommen habe ich im  TV gelesen, dass (in Frankreich, Anm. der Redaktion) Forderungen erhoben werden, die sicherstellen sollen, dass Jäger keine Femizide (Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts, Anm. der Redaktion)  begehen. Hier drängte sich die Frage auf, warum vor allem Morde aus frauenfeindlichen Gründen verhindert werden müssen. Haben Morde aus frauenfeindlichen Gründen einen besonders hohen Anteil an der Gesamtzahl der Morde? Sind Tötungen aus anderen Motiven weniger verwerflich? Werden etwa, entgegen meinem Gefühl (da lasse ich mich gegebenenfalls  gerne belehren), mehr Frauen als Männer ermordet? Oder sind Frauen schützenswerter als Männer? Losgelöst von der Beantwortung dieser Fragen habe ich die ernste Befürchtung, dass die im Artikel zu erkennende Geisteshaltung dazu führt, dass Frauen die Männer als ihre natürlichen Feinde und nicht als gleichwertige, komplementäre Mitmenschen sehen werden. Eine weitere Spaltung der Gesellschaft wäre die Folge und würde, absolut unnötig, das für die Bewältigung der Zukunft unentbehrliche Miteinander stark erschweren.

Unsere Gesellschaft steht schon jetzt vor großen Herausforderungen. Vermeiden wir eine weitere Segmentierung! Sie bringt niemandem Vorteil, beeinträchtigt aber die Bewältigung wirklicher Krisen.

Anm. der Red: Frankreich gehörte zu den Ländern mit den höchsten Femizidraten in Europa. Auf Druck von Fraueninitiativen gibt es seit 2019 diverse Maßnahmen, die dazu führten, dass die Zahlen zurückgingen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort