Tiere Traumberuf Rinderhirte? Von wegen!

Zur Berichterstattung über die Rückkehr des Wolfs in die Region schreibt Werner Roth:

Im vergangenen Herbst wurden die Westeifel, der Eifelkreis, der Vulkaneifelkreis und Teile von Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich zum „Wolf-Präventionsgebiet“ erklärt. Dadurch können für den Bau wolfssicherer Zäune hohe Fördersummen fließen. Die Erklärung zum Präventionsgebiet erfolgte vor dem Winter, weil man von politischer Seite der Meinung war, die Tierhalter hätten im Winter ausreichend Zeit, Zäune zu errichten. Trotz hoher Förderung waren auf den Rinderweiden aber kaum Zaunbau-Maßnahmen zu beobachten. Bei der Schafhaltung können Investitionen in sichere Zäune einfacher erfolgen, da sehr oft mit mobilen Zäunen gearbeitet wird. Diese Zäune werden dann einfach erhöht, das Aufstellen wird dadurch erschwert.

Das Aufstellen kilometerlanger wolfssicherer Elektrozäune auf Rinderweiden, besonders bei der Mutterkuhhaltung, erfordert einen enormen finanziellen und personellen Aufwand. Zusätzlich muss noch mal viel Zeit in die Überwachung und das ständige Freistellen der untersten Drähte investiert werden. Besonders bei Zäunen entlang Wäldern und Hecken können nach jedem Sturm oder Niederschlag Schäden am Zaun durch herabfallende Äste oder umgestürzte Bäume auftreten. Bei solchen Zäunen hätte auch das Wild keine Chance mehr, auf den von ihm bevorzugten extensiven Flächen zu grasen, selbst ein Hase könnte einen funktionierenden Zaun nicht überwinden. Das Wild wäre somit gezwungen, sich sein Futter an anderen Orten, etwa im Wald an jungen Bäumen, zu suchen. Folglich müsste dann auch noch der Wald eingezäunt werden. In der Mutterkuhhaltung stehen Aufwand für den Zaun und der Ertrag bei einer bescheidenen Gewinnspanne in keinem Verhältnis. Wenn die Gesellschaft für den Schutz des Wolfes ist, werden künftig weidende Rinder und Mutterkuhherden seltener werden. Die Freizeitgesellschaft hat keine Vorstellung, welcher Aufwand für einen effektiven Herdenschutz vor dem Wolf aufgebracht werden muss.

Wenn die Zahlen stimmen, haben wir zur Zeit in Deutschland eine Wolfsdichte wie in Nordeuropa, wo der Wolf schon länger beheimatet ist. Vor 150 Jahren, als der Wolf bei uns noch heimisch war, gab es keine ganztägige Weidehaltung. Die Tiere wurden gehütet und zum Abend in den Stall geführt. Wer will heute noch Rinder hüten? Dass dem Wohlergehen des Wolfs mehr Beachtung geschenkt wird als den gerissenen Schafen und Kälbern, ist auch Ausdruck einer Wohlstandsgesellschaft. Fleisch gibt es billig im Überfluss, vor 200 Jahren war der Wolf Nahrungskonkurrent des Menschen.

Bei Zunahme von Wolfsangriffen wird im Endeffekt die von der sogenannten Agrarwende favorisierte Weidehaltung stark rückläufig sein. Einzelne Flächen in Gebäudenähe oder von Direktvermarktern werden wohl eingezäunt werden. Viele jahrelang geförderte extensive artenreiche Grünlandflächen werden nicht mehr genutzt werden.

Werner Roth, Hüttingen

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