Treu und brav und ohne Murren

Zum Artikel "Der Tag der großen Kraftanstrengung" (TV vom 14. Oktober):

Nun sollen die Steuerzahler mit 20 Milliarden Euro "Bargeld" die gescheiterten Kapitalisten vor dem totalen Ruin bewahren. Das könnte man auch als Finanz-Sozialismus bezeichnen. Mit Steuerzahlern meine ich diejenigen, die täglich treu und brav zur Arbeit gehen und am Monatsende ohne zu Murren ihrer Pflicht als Staatsbürger, nämlich die Steuerschuld zu begleichen, nachkommen. Diejenigen, die mit ihrer Lohnzurückhaltung in den letzten zehn Jahren den Aufschwung, von dem sie ja selbst nicht partizipieren konnten, ermöglicht haben.

Die Bundeskanzlerin und der Finanzminister müssen dem Bürger jetzt aber ganz schnell vermitteln, dass diese 20 Milliarden Euro nicht vom "kleinen Mann" aufzubringen sind, sondern beispielsweise über eine drastische Besteuerung von Spekulationsgewinnen. Man darf das Risiko nicht denen aufbürden, die an den Gewinnen in keiner Weise beteiligt sind. Weiterhin erwartet "Otto Normalbürger" in einem noch festzulegenden Ordnungsrahmen für die betroffenen Bankbranchen glasklare Regeln, etwa für die die Höhe der Manager- und Ruhegehälter der verantwortlichen Vorstände. Georg Funke, zurückgetretener Vorstandschef der Hypo Real Estate, erhält mehr als 46 000 Euro pro Monat Altersversorgung für sein hinterlassenes Milliardengrab.

Schon 1999 forderte ein deutscher Finanzminister mehr Regulierung für die internationalen Finanzmärkte. Daraufhin wurde er stark kritisiert und beschimpft. Es war Oskar Lafontaine. Die Kapitalisten, die damals das Ende der Marktwirtschaft prophezeiten, stehen heute vor ihrem eigenen Scherbenhaufen.

Jürgen Teusch, Wittlich

finanzkrise

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