Trierer Mikrokosmos

Rolf Seydewitz irrt, wenn er die Behauptung aufstellt, das Reinheitsgebot für Bier sei in der ganzen Zeit so gut wie nie eingehalten worden, oder behauptet er gar Falsches wider besseres Wissen? Deutschlandweit werden ihm die Beamten der Lebensmittelüberwachung attestieren, dass 1274 Brauereien ihr Bier nach dem Reinheitsgebot brauen, wie es seit 1516 üblich ist und heute das Biergesetz vorschreibt.

Doch nicht allein aufgrund gesetzlicher Verpflichtung, sondern aus Überzeugung halten die deutschen Brauer am Reinheitsgebot fest. Gerade in Zeiten grassierender Lebensmittelskandale und akuter Verbraucherverunsicherung ist zu unterstreichen, dass deutsches Bier ein natürliches und reines Produkt ist. Mehr denn je ist Bier aus deutschen Sudkesseln ein im Sinne des Verbraucherschutzes modernes und sicheres Lebensmittel. Malz-Ersatzstoffe, Zusatzstoffe und Konservierungsstoffe sind für die deutsche Brauwirtschaft tabu. Der Kommentator irrt auch, wenn er die Behauptung aufstellt, der Bierpreis könne trotz gestiegener Rohstoffpreise wegen der ausländischen Konkurrenz nicht angehoben werden. Wenn Rolf Seydewitz im Rahmen seiner journalistischen Recherche seinen Trierer Mikrokosmos verlassen hätte, dann wäre ihm offenbar geworden, dass mehrere Brauereien in 2006 die Preise angehoben und andere für 2007 Preisanhebungen angekündigt haben. Die Gefahr aus dem Ausland ist übrigens auch nicht so groß wie behauptet. Die Biereinfuhr nach Deutschland beträgt noch nicht einmal vier Prozent. Nach alledem stellt sich die Frage, wer betrügt hier wen? Die deutschen Brauereien mit ihrem Bekenntnis zum uneingeschränkten Verbraucherschutz oder der Kommentator auf der Jagd nach nicht vorhandenen Tabus? Rechtsanwalt Peter Hahn, Hauptgeschäftsführer Deutscher Brauer-Bund e.V., Berlin

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