Türen geöffnet, aber noch nicht drin

Zur Kritik an Papst Benedikt und der Diskussion um die Piusbruderschaft:

Um zu verstehen, was den Papst veranlasst hat, die vier Bischöfe von der Exkommunikation zu befreien, sollten wir einen Blick werfen auf den Beginn seines Pontifikats. Bei der Messe zur feierlichen Einführung in sein Amt - so erinnere ich mich - sprach Papst Benedikt über das Pallium, das aus der Wolle von Lämmern gewoben wird. Es soll das verirrte Lamm darstellen, das der Hirte auf seine Schultern nimmt und nach Hause trägt. Und er sprach über den Ring des Menschenfischers, also den Auftrag Petri, viele Fische in das Netz des Herrn zu ziehen. Das hat der Papst jetzt getan, indem er diese Bischöfe von der Exkommunikation befreite. Es ist festzuhalten, dass diese noch nicht der Autorität des Papstes unterstellt sind. Die Türe wurde ihnen zwar geöffnet, aber sie sind noch nicht drin in der Kirche. Jetzt müssen sie das Konzil anerkennen. Ob sie den Weg der Einheit oder der Spaltung gehen werden, ist noch nicht ausgemacht.

Bei dem Versuch, sie ins Boot zurückzuholen, wurde, wie wir alle wissen, der Ruf des Papstes schwer beschädigt. Wie kam es dazu? Es gibt in Rom ein ungeschriebenes Gesetz: Nichts darf geschehen, was die Figur des Papstes beflecken könnte. Die Kurie soll dafür sorgen, dass seine Entscheidungen klug und richtig umgesetzt werden. Was diese seine Berufung zum Menschenfischer angeht, so ist genau das Gegenteil geschehen: Es entstand das Zerrbild eines entrückten Nachfolgers Petri. Dazu haben die Medien durch ihren unfairen Umgang mit Papst Benedikt beigetragen.

Wie es jetzt in Rom aussieht, haben die Berater des Papstes versagt. Im Falle des englischen Bischofs, der den Holocaust leugnet, wusste die Rechte nicht, was die Linke tut. Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz bediente sich dieser Mensch schlicht der Methode der Terroristen: Er lässt am Vorabend des Tages, an dem das Dekret Kardinal Re publiziert werden soll, eine (geistige) Bombe explodieren und hofft, weil er die Versöhnung mit Rom um keinen Preis will.

In dieser Situation dürfen wir unseren Papst nicht allein lassen. Deshalb gehört ihm jetzt unsere volle Solidarität.

Klaus Kollmann, Pfarrer i. R., Trier

katholische kirche

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