Wirtschaft Überflüssig und unangebracht

Zum „Zitat des Tages“ von Daimler-Vorstandschef Ola Källenius (TV vom 19. Februar) schreibt Michael Nellinger:

Ola Källenius hat in diesen Krisenzeiten nichts Besseres zu tun, als auf einer Bilanz-Präsentation zum Thema „Sparen in Corona-Zeiten“ zu verkünden, dass er im letzten Jahr sehr viel weniger Geld fürs Haareschneiden ausgegeben hat, dass die Haare länger sind, seine Frau sich trotzdem nicht scheiden ließ und es doch irgendwie funktioniert hat. Er verknüpft dies mit der Frage, warum man das nicht einfach weiter so macht.

An dieser Stelle erst einmal einen Glückwunsch, zu der scheinbar gut funktionierenden Ehe des Herrn Källenius. Dann aber zu der Frage, ob er bei dieser Auslegung nicht eine gewisse Arroganz und Ignoranz an den Tag legt. Im letzten Jahr weniger Geld fürs Haareschneiden ausgegeben zu haben ist keine Kunst, da die Friseurbetriebe auf behördliche Anordnung insgesamt zwei Monate geschlossen waren. Im aktuellen Jahr kommen noch mal mindestens zwei Monate dazu.

In dieser schwersten Krise der Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg insbesondere für Friseurbetriebe, aber auch deren Konsumenten einen so vermeintlich intelligenten Aufruf von sich zu geben, halte ich für überflüssig und unangebracht.

Ich möchte die Qualifikation von Herrn Källenius als Vorstandschef nicht infrage stellen, aber es gibt in dieser Krise sicherlich Menschen, seien es Unternehmer oder Arbeitnehmer, die nicht in der Gehaltsklasse eines Daimler-Vorstandschefs sind und sich existenziell die Frage nach dem „weiter so“ stellen müssen.

Eine kleine Kritik sei an dieser Stelle aber auch an den Trierischen Volksfreund gerichtet. Warum gibt eine so renommierte Zeitung einem solchen (hoffentlich) gedankenlos geäußerten Zitat Raum auf Seite eins?

Michael Nellinger, Friseurmeister, Kasel

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