umwelt

Zum Artikel "Frankreichs Atommüll-Endlager-Pläne sorgen für Ärger" (TV vom 1./2. August):

Mit einem Gemisch aus Fremdschämen und Belustigung habe ich den Bericht über den deutschen Ärger über das Endlager in Bure (Frankreich) gelesen. Die Bundesregierung hat eine erfolgversprechende Planung zur Umstellung der Energieversorgung auf "erneuerbar" nach dem japanischen Erdbeben 2011 in einer (populistisch motivierten) Panikreaktion umgeschmissen und damit den geordneten Weg in eine "erneuerbare" Zukunft verbaut. Angetreten mit dem Anspruch, weltweites Energievorbild zu sein, ist man mittlerweile zum belächelten Energiesonderling geworden. Schlimmer noch: Die deutsche CO{-2}-Bilanz verschlechtert sich im Vergleich zu den meisten Industrienationen. Bezüglich Endlager orientiert man sich eher an den Salzrechten bestimmter Personen als an den technischen Erfordernissen, mit dem glänzenden Zwischenresultat "überall, bloß nicht in Gorleben" und dem als Durchbruch gefeierten "Kompromiss", bis 2030 eine Grundsatzentscheidung erreichen zu wollen. Nimmt man zur Endlager-Eulenspiegelei noch das Schmuddelthema Asse hinzu, so scheint gerade Deutschland nicht in der Position, irgendjemandem, und schon gar nicht Frankreich, in Sachen Endlager Kritik oder Ratschläge geben zu müssen. Den verständlichen Neid, dass die Nachbarn in Sachen Endlager um 20 Jahre voraus sind, sollte man zähmen, und das miese Spiel mit der geschürten Angst des Bürgers aufgeben (vorsorglich: Ein Endlager kann nicht "hochgehen", eine maximal zu befürchtende Grundwasserkontamination würde Deutschland nicht betreffen, die bedrohlich wirkenden "120 km Entfernung" sind somit ein inhaltsleerer Popanz). Die Bundesregierung wäre gut beraten, die Bemühungen Frankreichs wohlwollend zu begleiten, um ggf. günstige Verträge für die Lagerung eigenen Atommülls abzuschließen. Denn ein deutsches Endlager ist nicht in Sicht. Prof. (i.R.) Dr. Wolfgang Sendler, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort